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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Die Grazer Autorenversammlung gegen Kraus Die meisten Angriffe, denen Kraus ausgesetzt war, gingen von linken literari- schen Gruppierungen bzw. Intellektuellen aus. Ein Widerpart zu Kraus’ hege- monialer Stellung im literarischen Feld sollte die „Grazer Autoren Versammlung“ (GAV) werden, die im März 1973 als Antipode zum österreichischen P.E.N.-Club gegründet worden war. Seit Dezember 1972 gehörte Kraus, neben Karl Bedna- rik, Herbert Eisenreich, Fritz Habeck und Friedrich Heer, unter P.E.N.-Präsident Ernst Schönwiese und Vizepräsident Milo Dor dem Vorstand an.397 Die GAV war aus einem Literatursymposium des Festivals „steirischer herbst“ zum The- ma „Formen der Selbstverwaltung im Kulturbereich“ hervorgegangen. Der unmit- telbare Anlass für die Gründung war der Rücktritt des (erz-)konservativen Schrift- stellers Alexander Lernet-Holenia als P.E.N.-Präsident, der aus Protest gegen die Verleihung des Nobelpreises an Heinrich Böll (1972) sein Amt niedergelegt hat- te.398 Die Gründung der GAV verdankt sich dem kulturellen Aufschwung zu Beginn der 1970er Jahre, ersetzte jedoch die traditionalistischen und verkrusteten Struk- turen im literarischen Feld nicht, sondern „etablierte eine eigene Welt, in der die international beachtete Kultur der Zeit stattfand“, während „die überkom- menen konservativen Netzwerke weiter existierten“399, die zwar staatlich unter- stützt, aber zunehmend ihrer Bedeutung beraubt wurden. „Achsenzeit“, im Sin- ne von Karl Jaspers voneinander unabhängigen Kulturräumen, nennt Franz Schuh diese Zeit um den Anfang und die Vorgeschichte der 1970er Jahre.400 Auch Robert Menasse gibt in seinem Essay Die Entwicklung des österreichischen Literaturbetriebes und seine Strukturierung im Geist der Sozialpartnerschaft zu bedenken, dass sich der politische und literarische Pluralismus zu Beginn der 1970er Jahre zu einem „kampflosen Sichnebeneinanderstellen“401 entwickelt habe. Dennoch war die GAV „organisatorischer Ausdruck der realen Veränderun- gen im Literaturbetrieb“402 und erhielt ab 1974 öffentliche Subventionen in bei- 397 Vgl. Roland Innerhofer: Die Grazer Autorenversammlung (1973–1983). Zur Organisation einer „Avantgarde“. Wien, Köln, Graz: Böhlau 1985, S. 27. 398 Vgl. ebd., S. 25 f. 399 Franz Schuh: Alleingang und sozialer Sinn. Erinnerungen an Ernst Jandls Kulturpolitik. In: Bernhard Fetz, Hannes Schweiger (Hg.): Die Ernst Jandl Show. St. Pölten: Residenz 2010, S. 115-123, hier S. 116. 400 Ebd. 401 Robert Menasse: Die Entwicklung des österreichischen Literaturbetriebes und seine Struktu- rierung im Geiste der Sozialpartnerschaft. In: Ders.: Das war Österreich. Gesammelte Essays zum Land ohne Eigenschaften. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2005, S. 138-171, hier S. 167. 402 Polt-Heinzl: Kulturskandale der 1970er Jahre. In: Dies. (Hg.): Staatsoperetten, S. 12. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Polemiken und Kämpfe im Feld 283
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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