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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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des Verlags Mouton in Den Haag hatte Kuhner zahlreiche österreichische Auto- rinnen und Autoren, darunter Christine Busta, Friederike Mayröcker, Albert Paris Gütersloh, Herbert Zand, Michael Guttenbrunner und Johannes Urzidil übersetzt. Kuhner hatte bereits 1969 an Kraus geschrieben, ihm seinen Roman Nixe (1968)421 gesandt und eine Lesung in der ÖGL angeboten. Er wies darauf hin, dass Andreas Okopenko einige seiner Gedichte aus dem Englischen übersetzt habe und gab Otto Basil sowie Rüdiger Engerth als Referenzen an.422 Kraus gab Kuhner allerdings eine, nicht unfreundliche, Abfuhr, da er sich „vor einer sol- chen Fülle von bereits eingegangenen Verpflichtungen“ sehe, dass „es uns ganz unmöglich ist, noch eine Lesung anzusetzen“, sandte den Roman zurück, nicht ohne Kuhner „alles Gute für Ihre weitere Arbeit“423 zu wünschen. Kuhner hatte sich bereits Anfang der 1970er Jahre mit einem anderen Lite- raturbetriebsfunktionär, nämlich Ernst Jandl, angelegt. Er veröffentlichte die Erzählung Da-da Ga-ga Ka-ka,424 in der Jandl porträtiert wird, freilich ohne diesen explizit bei seinem Namen zu nennen, in der ersten Nummer von Feder- manns „Pestsäule“. In diesem „unbeholfenen Text“ entfaltete Kuhner das „Schre- ckensszenario einer sexuell bedrohten Großstadt“, wobei „sexuelle Attacken, unbürgerliches Verhalten, Anarchismus und literarische Avantgarde“ zu einem Amalgam verschmolzen werden, das „den Autor das Grausen“425 lehrt. Die Einladung Kuhners zur „Writers Week“ 1976, die im Rahmen des aust- ralischen „Adelaide Festival of Arts“ stattfand, für das Kuhner in der „Kultur- kontaktstelle“ um ein Reisekostenstipendium angesucht hatte, stand damit in Zusammenhang, dass er in der Zeitschrift „Poetry-Australia“ laufend Überset- zungen aus zeitgenössischer österreichischer Lyrik veröffentlichte. Kuhner hat- te auch einen Teil der Übersetzungen für eine von Adolf Opel herausgegebene Österreich-Anthologie in englischer Sprache angefertigt, die innerhalb der Rei- he „International Pen Books“ erschien, und dort auch als Beiträger figuriert. Aufgrund der „Bindungen“ Kuhners an „australische literarische Kreise“ stand die Kulturpolitische Abteilung des Außenministeriums „einer Förderung der Teilnahme des Genannten – der lt. eigenen Angaben noch nie einer Unterstüt- zung von offizieller österr. Seite teilhaftig wurde – am ‚Writers Week 1976‘ in Adelaide nicht ablehnend gegenüber, doch könnte diese freilich nicht als reprä- sentativ für die zeitgenössische österr. Literatur angesehen werden.“426 421 Herbert Kuhner: Nixe. New York: Funk & Wagnalls 1968. 422 Vgl. Herbert Kuhner an Wolfgang Kraus, 28.  Mai 1969, ÖGL-Archiv. 423 Wolfgang Kraus an Herbert Kuhner, 1.  Juli 1969, ÖGL-Archiv. 424 Herbert Kuhner: Da-da Ga-ga Ka-ka. In: Die Pestsäule 1 (1972), H. 1, S. 69-74. 425 Michael Rohrwasser: „manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht / velwechsern. / werch ein illtum!“ Avantgarde und Kalter Krieg. In: Thomas Eder, Juliane Vogel (Hg.): ver- schiedene sätze treten auf. Die Wiener Gruppe in Aktion. Wien: Zsolnay 2008, S. 65–86, S. 74. 426 Beilage eines Briefes der österreichischen-australischen Botschaft (Canberra) an das Bundes- ministerium für Äußere Angelegenheiten, 21.  März 1975, ÖGL-Archiv. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 288 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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