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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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schluss über die Rolle des Literaturbetriebsfunktionärs in wechselnden poli- tischen Konstellationen und sich verändernden Direktiven, denen er sich immer auch mit zu unterwerfen hatte. Seine kulturpolitischen Konzepte muss- te Kraus immer wieder aktualisieren, um seine Position im Feld der Macht zu behalten. Kraus’ Beziehungen zu hochrangigen Politikern, insbesondere zum ÖVP-Bun- deskanzler Josef Klaus, wurden bereits gestreift. Wichtig scheinen in diesem Zusammenhang auch seine Kontakte zu Ministerialräten, die an zentralen Stel- len der Förderung innerhalb des Zentrums der Macht saßen. Nicht umsonst wird den österreichischen Ministerialräten ein wesentlicher Einfluss auf ihren jeweiligen Minister nachgesagt, Christian  H. Stifter hat bezüglich der österrei- chischen Kulturpolitik und deren restaurativer Tendenzen von einer mächtigen „Ministerialbürokratie“ gesprochen, die die Fäden in der Zweiten Republik in der Hand gehalten habe und das politische Feld beherrscht habe.4 Kraus’ Stel- lung innerhalb des Feldes der Macht und seine Position als Konsekrationsins- tanz der österreichischen Literatur gehorchte durchaus den Prämissen der kul- turpolitischen Maschinerie, die von den jeweiligen Ministerien, denen er untergeordnet war, angekurbelt wurde, was nicht nur hinsichtlich kulturpoliti- scher Weisungen, sondern auch hinsichtlich finanzieller Aspekte zu verstehen ist. Kraus stand ab 1975 mit seiner Tätigkeit als Leiter der „Kulturkontaktstelle“ unter Außenminister Erich Bielka-Karltreu innerhalb einer „Befehlskette“, die zwar seine Stellung im literarischen Feld festigte und ihn nicht nur zum „Impor- teur“, sondern ebenso zum „Exporteur“ von (österreichischer) Literatur mach- te, ihm gleichzeitig jedoch die Grenzen seiner literaturpolitischen Arbeit sug- gerierte: „Im Außenministerium neues Büro. […] Wenn man den Minister und die Gunst der Politik hinter sich hat, geht vieles gut. Trotzdem höre ich von Widerständen und werde sie noch zu spüren bekommen.“5 Kraus verantwortete in dieser Funktion die inhaltliche Kulturarbeit aller zehn ausländischen Kulturinstitute der Republik Österreich und musste sein Handeln zunächst nur dem Minister gegenüber rechtfertigen. Oft warf man ihm, wie Kraus in einem Interview zugab „ja auch Einseitigkeit vor, obwohl ich sehr bemüht bin, Proportionen zu setzen“.6 Doch diese „unerhört unbürokratische, entsprechend billige und folgenreiche Neuerung“7 wurde 1981 wieder aufge- 4 Christian  H. Stifter: Zwischen geistiger Restauration und Erneuerung. US-amerikanische Pla- nungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaften 1941–1955. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2014, S. 27. 5 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 26.  Juni 1975, NL WK. 6 Bemühe mich, Proportionen zu setzen. Mit Dr.  Wolfgang Kraus sprach während des Bern- hard-Symposiums in Triest Maria Elisabeth Ogris. In: Kleine Zeitung (Graz), 8.  Februar 1977. 7 Vgl. Die Welt (Bonn), 5.  Jänner 1987. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 298 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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