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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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In den 1960er Jahren war Kraus’ Stern am Aufgehen, denn es wurde zuneh- mend eine „Staatsliteratur“61 protegiert, und diese „Dekade der Etablierten“ war, wie Hilde Spiel formulierte, eine „satte zufriedene Zeit […], dem friedlichen Genuß eines stetig wachsenden Wohlstandes mehr als den kulturellen Stimu- lantien, Appellen oder gar Erschütterungen zugetan“.62 Im Verlauf des Jahrzehn- tes begann sich ein Paradigmenwechsel vorzubereiten, u.  a. mit der Gründung der ÖGL (1961), der Zeitschrift „manuskripte“ (1960), den „protokollen“ (1966) und schließlich mit dem „Wespennest“ (1969), der sukzessive für eine Ausdif- ferenzierung des literarischen Feldes sorgte. Ab 1966 war die Koalition ÖVP/SPÖ durch die Alleinregierung der ÖVP abge- löst, was für Kraus durchaus goldene Zeiten bedeutete, verband ihn doch eine enge Freundschaft mit dem amtierenden Bundeskanzler Josef Klaus, dessen moderner Konservativismus „in der christlich-humanistischen Kultur des Abend- landes und ihres Wertekanons“63 verankert war. Klaus, ein „Gegner aller ‚zerset- zenden‘ Modernismen“,64 sah sich in der Tradition des christlich-sozialen Poli- tikers Franz Rehrl, der „die geist-kulturelle Situation Österreichs mit einer Ellipse verglichen hatte, deren beide Brennpunkte Wien und Salzburg bildeten.“65 In einem Interview merkte Klaus an, dass Kraus eine „große Hilfe“ hinsichtlich der von der ÖVP forcierten Ostkontakte gewesen sei: „Zwischen uns bestand eine noble Freundschaft, die zwar nicht in eine Du-Freundschaft überging, die aber zu häufigen Begegnungen und Beratungen über verschiedene kulturpoli- tische Angelegenheiten führte. […] Sein unglaubliches Faible für alles Österrei- chische behielt er aber zeitlebens bei.“66 1970 folgte die Alleinregierung der SPÖ, ab 1971 mit einer absoluten Mehr- heit, die bei den Wahlen in den folgenden Jahren gehalten werden konnte. Der kulturpolitische Aufbruch zu Beginn der „Ära Kreisky“ weckte die Hoffnungen der Literaturschaffenden. Für die 1970er Jahre hat Michaela Judy konstatiert, dass „Kulturpolitik als Fortsetzung der Sozialpolitik“ gepflegt wurde, die der 61 Vgl. Paul Kruntorad: Literaturentwicklung in Österreich 1945–1967. In: Fischer (Hg.): Litera- tur in der Bundesrepublik Deutschland, S. 642  f. 62 Hilde Spiel: Die österreichische Literatur nach 1945. Eine Einführung. In: Dies. (Hg.): Die zeit- genössische Literatur Österreichs. Zürich, München: Kindler 1976 (= Kindlers Literaturge- schichte der Gegenwart), S. 95–100, hier S. 100. 63 Robert Kriechbaumer: Die Ära Klaus. Aufgeklärter Konservativismus in den ‚kurzen‘ sechzi- ger Jahren in Österreich. In: Ders. (Hg.): Die Ära Josef Klaus. Österreich in den ‚kurzen‘ sech- ziger Jahren. Bd. 1: Dokumente. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 1998, S. 9–98, hier S. 18. 64 Ebd. 65 Ebd. 66 Josef Klaus: Ich ging den anderen Weg. In: Helmut Wohnout (Hg.): Demokratie und Geschich- te. Jahrbuch des Karl von Vogelsang-Instituts zur Erforschung der Geschichte der christlichen Demokratie in Österreich. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 1999, S. 13–63, hier S. 54. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Jenseits der Parteipolitik? 311
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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