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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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posien und Disputationen, solche gemeinsamen Gespräche in Wien in Zukunft noch öfter geschehen könnten.“102 Darüber hinaus verfasste Kraus über die im Kulturforum herrschende Stim- mungslage einen ausführlichen Bericht für das Außenministerium: Die Stimmung des Arbeitskreises IV. (gegenseitiges Kennenlernen) lockerte sich nach einem noch recht steifen Montag […] immer erfreulicher. Die sowjetische Delegation fürchtete offenbar freie Zeiträume, die von der Schweizer Präsident- schaft für Diskussion genützt werden wollte. Sogleich wurde ein sowjetischer Gelehr- ter angemeldet, der recht überrascht anfing, seine Autobiographie zu erzählen […]. Alle ärgerten sich. Freie Diskussion gab es zwar auch später nicht, doch wurde vom ‚Recht auf Erwiderung‘ häufig Gebrauch gemacht, was leicht ging und sehr bele- bend wirkte. Die anfängliche Spannung zwischen den Sowjets und den USA war deutlich […]. Nie wurde aber beleidigend, billig oder phrasenhaft argumentiert.103 Auch in „Krisenzeiten“ war Kraus als kulturpolitischer Sachverständiger gern gesehen, so etwa, als das „Image“ Österreichs im Zuge der Affäre um den Poli- tiker Kurt Waldheim und dessen NS-Verstrickungen, die mit dem Wahlkampf um das Amt des Bundespräsidenten 1986 begonnen hatten, schweren Schaden nahm.104 Um das Bild Österreichs aufzupolieren, veranstaltete das Außenminis- terium einen „Image“-Gipfel, der Ende Juli 1986 in Wien stattfand. Der öster- reichische UN-Botschafter Karl Fischer hatte in einem Bericht den Ansehens- verlust Österreichs vor allem in den USA, aber auch in anderen Ländern der Vereinten Nationen betont, der mit der Wahl Waldheims zum Bundespräsiden- ten einhergegangen war. So sollten neben „der Rückgewinnung eines positiven Österreich-Bildes“105 auch die zeitgeschichtlichen Forschungen intensiviert wer- den, um für Aufklärung zu sorgen, weshalb die Bundesregierung im Sommer 1986 einen Grundsatzausschuss einrichtete, der neben Ministerialbeamten auch aus Historikern und Publizisten bestand. Diese waren „alle vornehmlich libe- ral-konservative Protagonisten der ‚Koalitionsgeschichtsschreibung‘“ und wur- den mit der Aufgabe betraut, einen „‚Maßnahmenkatalog für ein umfassendes Österreichbild‘“106 zu entwickeln. Cornelius Lehnguth hat konstatiert, dass die- 102 Ebd. 103 Wolfgang Kraus: KSZE-Kulturforum, Budapest, ms. Ts., Bl. 3, ÖGL-Archiv. 104 Vgl. Michael Gehler: „… eine grotesk überzogene Dämonisierung eines Mannes“. Die Wald- heim-Affäre 1986–1992. In: Ders., Hubert Sickinger (Hg.): Politische Affären und Skandale in Österreich. Von Mayerling bis Waldheim. 2. durchges. u. erw. Ausg. Thaur, Wien, München: Kulturverl. 1996, S. 614–666. 105 Cornelius Lehnguth: Waldheim und die Folgen. Der parteipolitische Umgang mit dem Natio- nalsozialismus in Österreich. Frankfurt/M., New York: Campus-Verl. 2013, S. 122. 106 Ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Jenseits der Parteipolitik? 319
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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