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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 343 -
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lung“ während der Europalia verkauft werden sollte, und Kraus wählte aus einer Liste des Österreichischen Bundesverlags Bücher österreichischer Staatspreis- trägerinnen und Staatspreisträger für Literatur aus.201 Kraus wies darauf hin, dass eine österreichische Buchausstellung unabding- bar sei, wobei man aber beim Österreichischen Verlegerverband „auf einige Schwierigkeiten stoßen“ würde, da die Bücher österreichischer Autorinnen und Autoren, „bekanntlich sehr häufig in bundesdeutschen Verlagen erschienen sind“, eine reine Ausstellung „österreichische[r] Druckerzeugnisse würde einer grotesken Zensurierung und Entstellung des österreichischen literarischen Schaf- fens gleichkommen“.202 Kraus bezweifelte zunächst das genuine Grundkonzept des österreichischen Bei- trags zur „Europalia“, wie aus einem Brief an Wilhelm Schlag hervorgeht, mit dem er sich einige „Schrei-Konferenz[en]“203 geliefert haben dürfte, und weist auf Versäumnisse hinsichtlich der wissenschaftlichen Fundierung hin: „Sicher habt ihr bei der Grundkonzeption […] bedacht, daß Flandern eine gemeinsame Geschichte von 251 Jahren […] mit dem Habsburgischen Reich hatte. […] Ich zweifle nicht daran, daß bereits ein Historiker in eurem Auftrag diese gemein- same kulturelle und politische Landschaft herausgearbeitet hat, damit sie als Grundlage für eure Konzeption dienen konnte.“204 Für Kraus hatte dieser historische Ansatz „nichts mit Nostalgie zu tun, son- dern mit der Fundierung dieses für Österreich ungemein wichtigen Projekts“, da er eine „Reduktion auf die Kultur im ‚kleinösterreichischen‘ Sinn“ für „eine gefährliche Selbstbeschränkung“205 hielt. Kraus machte den Kulturraum außer- halb des „kleinösterreichischen Gebiets“ stark – ohne dabei Autorinnen und Autoren des Exils zu vergessen –, er nannte u. a. Franz Kafka, Rainer Maria Ril- ke, Franz Werfel, Leo Perutz und Johannes Urzidil und zeigte sich etwa beun- ruhigt ob der Einschätzung des belgischen Komitees, das Kafka als tschechischen Staatsbürger eingestufte und bei einer von Kraus vorgeschlagenen Kafka-Aus- stellung „Schwierigkeiten mit der tschechischen Regierung“206 befürchtete. Kraus wollte auf „solche Autoren, Künstler, Wissenschaftler“ nicht verzichten, da dies für ihn „einer Demontage jener Kultur“ bedeutete, „für die Österreich heute steht“, denn die „österreichische Kultur reicht weiß Gott weiter als die Grenzen unseres heutigen Staates, und dies lag auch stets in der Konzeption sowohl der 201 Wolfgang Kraus: Stand des literarischen Programms 8.  August 1986, ÖGL-Archiv. 202 Ders.: Entwurf eines Literaturprogramms, o.  D., ÖGL-Archiv. 203 Ders.: Tagebuch, 12.  November 1986, NL WK. 204 Wolfgang Kraus an Wilhelm Schlag, 3.  Oktober 1986, ÖGL-Archiv. 205 Ebd. 206 Ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 „Europalia 1988“ 343
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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