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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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verkauft hatte. Genau jene verzerrende, einseitige Manipulation, die sie ande- ren vorwerfen“.218 Große Aufregung in der österreichischen Medienlandschaft herrschte überdies, als sich Thomas Bernhard gegen die Inszenierung seines Stücks Der Theaterma- cher wehrte, die für die „Europalia“ geplant war. In einem geharnischten Brief an Claus Peymann, veröffentlicht in der „Presse“, polemisierte Bernhard gegen die vier Exekutivsekretäre, Zettl, Kraus, Urbach und Landesmann: „Gerade die verheuchelten und inkompetenten seit eh und je als approbierte und pragmati- sierte Nationalblutegel in den österreichischen Staat verbissenen Schauergestal- ten der österreichischen Kulturbürokratie hasse ich seit Jahrzehnten wie die berühmtberüchtigte Pest und ich habe sie, solange ich zurückdenken kann, gemieden wo immer.“219 Bernhard, der in den 1970er Jahren von der Kulturpo- litik profitiert hatte und bis zu seinem Lebensende Mitglied der ÖVP war (vgl. Kapitel 4),220 wollte sich nicht „von den österreichischen Ministerialbeamten als Kulturpolizisten mißbrauchen und exekutieren lassen“ und schlug Peymann vor, mit dem Theatermacher „überall hin“ zu gehen, „und sei es in die Hölle, aber nicht in diesem September nach Brüssel“.221 Kraus sah sich nach „dem Bernhard-Angriff in der ‚Presse‘“ in den österrei- chischen Medien mit „bösartigen und falschen Anführungen“ konfrontiert.222 In „profil“ wurde kritisiert, dass Kraus und die ÖGL die alleinige „Anlaufstelle für die Belgier“ gewesen seien und Kraus mit einem solitären Status „die Lite- ratur im Europalia-Büro“223 verkörpere. Das belgische Vorbereitungskomitee beschwerte sich, dass es „von Kraus und Ceska offen und schroff in einer Ver- sammlung verpflichtet“ wurde, als „Gegengewicht zu den linken Autoren Micha- el Scharang und Peter Turrini die konservativen Schriftsteller Matthias Mander, Inge Merkel und György Sebestyén zu nehmen“, wobei Kraus zitiert wurde, der bemüht war, „‚auf eine gewisse Ausgewogenheit zu achten‘“224 und nicht müde wurde darauf hinzuweisen, er habe von Anfang an eine große Palette an Auto- rinnen und Autoren vorgeschlagen. In einer nach Bundesländern geordneten Liste verzeichnete Kraus, wen er gerne für die literarischen Veranstaltungen ein- 218 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 27.  Jänner 1988, NL WK. 219 N.  N.: Bernhard gegen die Europalia. In: Die Presse, 6.  August 1987. 220 Vgl. Helga Embacher: Literatur der Gefühle. Die Widerspiegelung der Waldheim-Affäre in der österreichischen Literatur. In: Moshe Zuckermann (Hg.): Deutsche Geschichte des 20.  Jahr- hunderts im Spiegel der deutschsprachigen Literatur. Göttingen: Wallstein 2003 (= Conferen- ces. Institut für Deutsche Geschichte, Universität Tel Aviv 2), S. 148–166, hier S. 154. 221 N.N.: Bernhard gegen die Europalia. 222 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 17.  August 1987, NL WK. 223 Christoph, Löffler: Geschossene Böcke, S. 52. 224 Ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 346 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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