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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 353 -
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Doch verband sich noch ein persönlicher Misserfolg für Kraus mit dem Pro- gramm der „Europalia 88“. Eine Veranstaltung, die „Jean Améry en Belgique“ gewidmet sein sollte und für den 7.  Oktober 1988 angesetzt war, fand keinen Zuspruch bei dessen Witwe Maria Améry. In einem Brief an Kraus wollte sie Amérys Namen „nicht im Zusammenhang mit der Europalia“ erwähnt wissen, Kraus war deshalb „konsterniert“.256. Maria Améry schrieb, dass es „geradezu eine Beleidigung“ – auch angesichts des österreichischen Bundespräsidenten –, sei, würde man „einen Mann präsentieren, der nicht nur Jude, sondern ein Widerstandskämpfer war, von der Gestapo torturiert, durch sämtliche KZs geschleppt, schliesslich in Bergen-Belsen von den Engländern befreit wurde. Jean Améry war ein Linker und blieb einer.“257 Schließlich rief sie Kraus von Brüssel aus an und annullierte den Brief, der Kraus „auch im Schlaf nicht aus dem Kopf ging. Ich war privat überaus traurig, erschüttert“.258 Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass Wolfgang Kraus und seine kulturpolitischen Ambitionen wohl vor allem auf die Förderung eines zentralen Konzepts ausgerichtet waren und das hieß „Österreich“. Die Rolle der österrei- chischen Literatur innerhalb der Kulturpolitik bei dieser „Promotion“ im In- und Ausland war für Kraus ein wesentlicher Teil seines Konzepts, da diese für ihn über die Rolle und das Selbstbild des Landes Aufschluss zu geben vermoch- te, wobei seine Vergangenheitspolitik durchaus staatstragenden Interessen folg- te. Denn Kraus war von politischen Prämissen geleitet, wodurch Autorinnen und Autoren, die seinen Bestrebungen um Repräsentation diametral entgegen- standen – etwa aus politischen und literaturästhetischen Gründen – aus seinen literarischen Kategorien herausfielen und von ihm außen vor gelassen wurden. Wie dargestellt wurde, waren auch ihm selbst innerhalb des politischen Feldes Grenzen gesetzt, gegen die er nicht immer erfolgreich ankämpfen konnte, um seine Interessen durchzusetzen. Auch dem Literaturbetriebsfunktionär werden durch realpolitische Verhältnisse und gesellschaftliche Diskurse Grenzen gesetzt, was in der Bewertung seines tatsächlichen Einflusses zur Objektivierung von Kraus’ kulturpolitischem Einfluss führen muss. 256 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 11.  September 1987, NL WK. 257 Maria Améry an Wolfgang Kraus, 5.  September 1988, ÖGL-Archiv. 258 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 11.  September 1987, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 „Europalia 1988“ 353
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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