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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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kommunisten“ einzudämmen und die Organisation zu „intellektualisieren“ und zu „kulturalisieren“. Josselson verwirklichte damit eine Grundidee, und zwar dem Ostblock an einer Stelle entgegenzutreten, an der er besonders verwundbar schien: in den Künsten und Wissenschaften. Sein Programm wandte sich an die geistigen Eliten Westeuropas, um auf diesem Weg mit Hilfe eines „intelligenten Antikommunismus und Proamerikanismus größere Multiplikatoreneffekte“59 zu erzielen. Neben den von Josselson initiierten internationalen Kongressen, Austauschen, Vorträgen und Arbeitsgruppen kam noch ein weiterer Aspekt die- ses „Kulturkrieges“, der seit den 1950er Jahren in Europa geführt wurde, hinzu: die Subventionierung von Zeitschriften in Frankreich, Italien, Großbritannien, Westdeutschland und Österreich, die sich an die jeweiligen Intellektuellen des Landes richteten. Bekannt ist etwa, dass zu den Organen des CCF das 1953 von Friedrich Torberg gegründete „FORVM“ gehörte, nicht nur als Gegengewicht zum vom Politiker und Schriftsteller Ernst Fischer herausgegebenen „Tagebuch“ gedacht,60 sondern auch um einen Brückenschlag zu den deutsch-sprechenden Dissidenten in Ungarn herzustellen. Weitere vom CCF herausgegebene und finanzierte Zeitschriften waren z. B. der „Monat“ in Deutschland und „Encoun- ter“ in England. François Bondy, der Redakteur der französischen Kongress-Ga- zette „Preuves“, war zugleich für die Koordination aller CCF-Periodika verant- wortlich und brachte eine liberalere antikommunistische Perspektive in die französischen Debatten ein.61 Der polnische Schriftsteller Konstanty Jeleński, ein „Vordenker des CCF“62 und regelmäßiger Beiträger der polnischen Exil- zeitschrift „Kultura“ in Paris, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle innerhalb des „kalten Kulturkriegs“, der von Paris aus geführt wurde. Die Zusammenarbeit mit der „Kultura“ brachte dem CCF eine „verstärkte Präsenz ostmitteleuropäi- scher Autoren und Themen“63 in seinen Zeitschriften wie „Preuves“ und „Der Monat“. Wolfgang Kraus’ Kontakt zu diesen beiden Funktionären des CCF kam über Manès Sperber zustande, mit dem ihn seit ihrem ersten Zusammentreffen in Sperbers Büro im Pariser Verlagshaus Calmann-Lévy 1961 eine Freundschaft 59 Berghahn: Transatlantische Kulturkriege, S. 172. 60 Zur kommunistischen Zeitschrift Tagebuch vgl. Norbert Griesmayer: Die Zeitschrift ‚Tagebuch‘. Ergänzende Beobachtungen zur kulturpolitischen Situation in den fünfziger Jahren. In: Frie- dbert Aspetsberger, Norbert Frei und Hubert Lengauer (Hg.): Literatur der Nachkriegszeit und der fünfziger Jahre in Österreich. Wien: ÖBV 1984 (= Schriften des Instituts für Österreich- kunde 44/45), S. 75–111; Alfred Pfoser: Stalins Brückenköpfe. Der Kalte Krieg im und um das Tagebuch. In: Rohrwasser, Hansel (Hg.): Kalter Krieg in Österreich, S. 228–243. 61 Vgl. Berghahn: Transatlantische Kulturkriege, S. 180. 62 Ebd., S. 338. 63 Bernard Wiaderny: Der Kongress für kulturelle Freiheit und die polnische Exilzeitschrift „Kul- tura“. In: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 60 (2011), H. 1, S. 50–78, hier S. 77 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 369
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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