Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 373 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 373 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Bild der Seite - 373 -

Bild der Seite - 373 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Text der Seite - 373 -

seinen Einfluss geltend machen sollte, um sie zur Teilnahme zu bewegen. Geför- dert wurde der Kongress mit einer Summe von 184.300 Schilling. Ein Problem ergab sich jedoch im Vorfeld der Planung des Round-Table-Ge- sprächs für das Jahr 1966 – wie Marcel Reich-Ranicki in der „Zeit“ anmerkte –, nachdem bekannt wurde, dass der Kongress auf einen späteren Zeitpunkt ver- schoben worden war. Denn der ursprünglich geplante Termin fiel fast genau auf den zehnten Jahrestag der ungarischen Revolution und des Polnischen Oktobers, und „da das Thema des Kongresses obendrein ‚Literatur als Tradition und Revo- lution‘ lauten sollte, kam man im Osten auf die Idee, die Wiener könnten dies- mal Ungemütliches im Schilde führen, vielleicht eine politische Demonstration oder gar eine handfeste Provokation“. Reich-Ranicki vermerkte, dass die Absa- gen deutlich machen würden, dass die Vermittlung zwischen Ost und West „auch im literarischen Bereich ein undankbares und schwieriges Geschäft ist“ und ver- teidigte die ÖGL als „friedliche und auch durchaus gemütliche Organisation“: „[A]n nichts ist, glaube ich, Wolfgang Kraus weniger gelegen als an einem Miß- brauch des neutralen österreichischen Bodens zu provozierenden Aktionen“.76 Kraus vermerkte, er habe die „sehr unangenehme Tatsache“ akzeptieren müssen, dass „[u]nter den verschiedensten Begründungen […] von den meisten Teilneh- mern aus den sozialistischen Staaten die bereits bindend gegebenen Zusagen zurückgenommen“ worden waren. Er monierte die Sinnlosigkeit, ein Gespräch ohne Partner zu führen, da er dadurch „dem ursprünglichen Konzept […] nicht gerecht werden“77 könne. Ein weiteres Problem ergab sich mit dem Vorschlag des CIA-Offiziers und Schriftstellers John Hunt, den Einladungen an die westlichen Teilnehmer einen Vermerk beizulegen, dass ihnen die Teilnahme durch die finanzielle Hilfe des „Comités d’Ecrivains et d’Editeurs pour une entr‘aide intellectuelle européenne“ ermöglicht würde, wie Kraus an Sperber schreibt: Die Sorge ist eine doppelte: man befürchtet einerseits, durch die sichtbare Verbin- dung des ‚Comités‘ mit dem ‚Kongress für kulturelle Freiheit‘ im Hinblick auf den Osten Einbussen zu erleiden. Die Tatsache, dass das ‚Comité‘ nicht selbst als Mit- einladender auftreten möchte, würde bestätigen, dass in dieser Hinsicht immer noch Hemmnisse bestehen. Die Verbindung beider Institutionen […] ist durch die Personalunion der Sekretariate, also den – mir überaus sympathischen – Herrn Jele[ń]ski, offen gegeben. Wie Herr Jele[ń]ski mir seinerzeit schrieb, ist auch seine Mitarbeit an der ‚Kultura‘ bekannt.78 76 Marcel Reich-Ranicki: Wiener Kongreß 1966 abgesagt. In: Die Zeit, Nr. 42, 14. Oktober 1966. 77 Wolfgang Kraus an Heimito von Doderer, 30.  September 1966, NL WK. 78 Ders. an Manès Sperber, 28.  Februar 1966, ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 373
zurück zum  Buch Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945"
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945