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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Dass der Kongress, der dann erst im April 1967 stattfand, von Erfolg gekrönt war, zeigte die umfangreiche Presseresonanz, die „sich von Oslo und Helsinki bis Madrid“ erstreckte und „überwiegend positiv“ war, wie Kraus Jeleński berichtet.79 Während der Literaturkritiker Reich-Ranicki besonders die Abwe- senheit von Intellektuellen aus der DDR, Rumänien sowie der ČSSR bedauerte, kritisierte Mary McCarthy, dass die Frage „Tradition und Revolution“ zu dog- matisch behandelt worden sei. Der Konsens wurde durch den Zagreber Journa- listen, Lyriker und Übersetzer Zlatko Gorjan gebildet, dem internationale Lite- raturkongresse geeignet schienen, die ideologischen Differenzen zu überbrücken und in einen Dialog einzutreten. Der mit Kraus befreundete Leningrader Lite- raturwissenschaftler Efim Etkind resümierte: „Wollen wir weiter an dieser Brü- cke bauen, die Ost und West verbindet“.80 Ein weiterer Vorteil, der Kraus aus seiner Verbindung mit dem Pariser Büro des CFF erwuchs, war das 1957 gegründete „Comité des écrivains et des éditeurs pour une entr‘aide intellectuelle européenne“, das von Bondy und Jeleński gelei- tet wurde. Es bündelte jene Aktivitäten des Kongresses, die aus der Unterstüt- zung der seit 1956 verfolgten ungarischen Intellektuellen herrührten. Das Pro- gramm umfasste Symposien und sorgte dafür, dass Bücher, die nur im Westen erhältlich waren, Schriftstellerinnen und Schriftstellern in den kommunistischen Staaten zugänglich gemacht wurden und half ihnen bei der Publikation von Büchern und Zeitschriften. Ebenso wie Kraus wandte man sich nicht an offizi- elle Institutionen im Osten, sondern vor allem an Einzelpersonen, um die „Authentizität des Austausches zu garantieren“.81 Wie dieser Ablauf funktionier- te, lässt sich exemplarisch an dem Fall des ungarischen Dramatikers und Wort- führers des ungarischen Volksaufstandes 1956, Julius Háy ablesen. Im November 1963 wandte sich Kraus an Sperber mit der Bitte, Háy, der vorhatte, „nach unend- lichen Mühen zum ersten Mal ins westliche Ausland“ zu reisen, zu unterstützen: „Háy bringt drei neue, bisher noch unpublizierte Stücke mit nach dem Westen [und] wird voraussichtlich Anfang Dezember nach Paris kommen und es wäre überaus liebenswürdig von Ihnen, wenn Sie ihn empfangen könnten. Soweit ich es beurteilen kann, ist er zu einer uns sehr nahestehenden Haltung gelangt, und es wäre in jeder Hinsicht wichtig, ihm im Westen Kontakte zu schaffen“.82 Sper- ber griff sofort ein, „damit Ihr Protegé Julius Hay vom Kongress der kulturellen Freiheit in Muenchen aufs allerbeste empfangen, geehrt und Muenchener Intel- 79 Ders. an Konstanty A. Jeleński, 26.  Mai 1967, ÖGL-Archiv. 80 Salzburger Nachrichten, 28.  April 1967, NL WK. 81 Ulrike Ackermann: Sündenfall der Intellektuellen. Ein deutsch-französischer Streit von 1945 bis heute. Stuttgart: Klett-Cotta 2000, S. 107. 82 Wolfgang Kraus an Manès Sperber, 5.  November 1963, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 374 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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