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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 379 -
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um dürfte keine großen Summen zur Verfügung gestellt haben, weshalb sich Kraus immer wieder wegen der Finanzierung an Minden wandte: „[O]ur who- le project is gravely endangered unless you will kindly lend us your assistance in finding another sponsor.“102 Minden versprach, sich der finanziellen Probleme anzunehmen: „I hope mon- ey or the absence there of will not stand in the way of similar projects in the future“.103 Kraus war daraufhin bemüht, „eine Aktion zu starten, durch die jeder der bisher von uns mit Büchern beschickte etwa vier Werke erhält, die wir nach westlichen Gesichtspunkten zusammengestellt haben“, um eine Reihe von „sehr wichtigen Büchern“ zur Kenntnis „unserer östlichen Freunde“104 zu bringen. Um den „Anschein eines Propagandafeldzuges“ zu vermeiden, wollte Kraus aber nicht allen die gleichen Bücher schicken, sondern eine größere „Anzahl von Titeln variabel zusammenstellen“.105 Um die Gesellschaft im Osten nicht zu „dis- kreditieren“, musste Kraus bei den Versandaktionen „die österreichischen Auto- ren als Rückendeckung“ verwenden, denn er war sich darüber im Klaren, dass, „wenn wir einmal in ein schiefes Licht geraten“106, die Bücher von der Zensur nicht mehr durchgelassen werden würden. Die Liste an Büchern umfasst, u. a. Karl Poppers Die offene Gesellschaft, Samuel Becketts Murphy, Thomas Bern- hards Frost, Eugene Ionescos Argumente und Argumente, Martin Esslins Das Theater des Absurden, Walter Höllerers Theorie der modernen Lyrik und Stefan Kisielewskis An dieser Stelle Europas. Ende der 1980er Jahre sollte Kraus diese Idee sozusagen verstaatlichen und mit den Österreich-Bibliotheken hinsichtlich der österreichischen Literatur adap- tieren. Dass Kraus sich auch publizistisch im Kalten Krieg engagierte, davon zeugen nicht nur seine Buchbesprechungen der Werke regimekritischer Intellektueller, sondern auch seine Reiseberichte aus den Ländern des realen Sozialismus. In seiner Funktion als Kulturjournalist und „Sowjetologe“ schrieb Kraus immer wieder über die verschärften Repressionen gegen Kulturschaffende, die mit dem Machtwechsel von Nikita Chruschtschow zu Leonid Breschnew stärker wurden und sich nach dem Prager Frühling 1968 zu einer „schleichende[n] Restalini- sierung“107 entwickelten. 102 Hella Bronold an George Minden, 10.  September 1965, ÖGL-Archiv. 103 George Minden an Wolfgang Kraus, 21.  Dezember 1965, ÖGL-Archiv. 104 Wolfgang Kraus an George Minden, 4.  Jänner 1966, ÖGL-Archiv. 105 Ebd. 106 Ders. an George Minden, 3.  Jänner 1968, ÖGL-Archiv. 107 Vgl. Lauer (Hg.): Geschichte der russischen Literatur, S. 764  f. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 379
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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