Seite - 396 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Bild der Seite - 396 -
Text der Seite - 396 -
war, und die österreichischen Vertretungsbehörden und Kulturinstitute, in deren
Amtsbereich die Österreich-Bibliotheken lagen, wurden angehalten, diese in
ihre reguläre Veranstaltungstätigkeit einzubinden.
In „erstaunlich rascher Folge wurden seit 1990 32 Österreich-Bibliotheken
gegründet“190, bei der Auswahl der Standorte wurde die „kulturelle Bedeutung
des Ortes für den jeweiligen Staat und andererseits die Anwesenheit einer deutsch-
sprachigen Bevölkerung“191 berücksichtigt, wobei die Grundausstattung zwi-
schen 3.000 und 4.000 Bände umfasste. Für Kraus erwies sich die „Gründung
und Eröffnung der Österreich-Bibliotheken“ im postkommunistischen Europa
„als sehr wirksam und begehrt“: „Grob gesagt, stellte ich fest, daß es langsam
aufwärts geht, was aber durch die noch viel schneller wachsende Ungeduld der
so lange benachteiligten Bevölkerung psychologisch als völlig unzureichend, oft
sogar als Rückschritt empfunden wird.“192
Kraus profitierte im Kontext der Österreich-Bibliotheken nicht nur immer
wieder von österreichischen Übersetzungsförderungen, sondern auch seine älte-
ren Essaybände fanden nach der Gründung der Österreich-Bibliotheken zu Ver-
lagen in Bulgarien, Rumänien, Russland, Ungarn und Tschechien. So erschien
etwa Neuer Kontinent Fernsehen (1989) in tschechischer Übersetzung von Milan
Šmíd 1991 im Verlag Československá televize. Die Übersetzung seines 1975
erschienenen Essaybands Kultur und Macht ins Tschechische durch Vladimír
Jochmann beim Verlag Votobia, die 1993 erschien, wurde mit 5.000 Schilling
gefördert.193 Der Essay erschien 1993 auch im Verlag Budapest Európa unter
dem Titel Kultúra és hatalom, in der Übersetzung von Veronika Szabó und Gábor
Révai. Die Übersetzung seines Buches Zukunft Europa (1993) durch Ada G.
Berezina ins Russische wurde 1995 mit 15.000 Schilling gefördert.194 1994
erschien Nihilismus heute (1983) in russischer Übersetzung bei Raduga in Mos-
kau und in ukrainischer Sprache als Nìgìlìzm s’ogodnì. Ebenfalls 1994 fand Die
Spuren des Paradieses (1985) seinen Weg ins Bulgarische, publiziert beim Verlag
der Universität Sofia „Kliment Ochridski“ und kam 1997 bei Fundația Culturală
Române in rumänischer Übersetzung heraus. Im selben Verlag erschien 1997
auch Zukunft Europa (1993).
Wie gezeigt werden konnte bemühte sich Wolfgang Kraus auch nach dem
Zusammenbruch der Sowjetunion darum, die Kommunikation mit den Staaten
des ehemaligen Ostblocks in dieser Zeit des Übergangs zu stärken und Öster-
190 Buchhart: Die Österreich-Bibliotheken des Bundesministeriums für Auswärtige Angelegen-
heiten, S. 191.
191 Ebd.
192 Wolfgang Kraus an Martin Esslin, 2. Juli 1991, NL WK.
193 Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (Hg.): Kunstbericht 1994, S. 173.
194 Bundesministerium für Wissenschaft, Verkehr und Kunst (Hg.): Kunstbericht 1995, S. 183.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
396 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Titel
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Autor
- Stefan Maurer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 452
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437