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Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
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| 2 KünstlerInnen über sich138 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) „Meine Niederschrift wird ihren Zweck verfehlen: was ich fixiere, sind philosophische Fragmente, kein Lebensbild, das ich festhalten soll.“ 187 Bei Wachs „biographischen Notizen“ aus dem Jahr 1929 zeigt sich die Schwierigkeit einer klaren Gattungszuordnung des vorliegenden autobiographischen Dokuments: Betrachtet man die formalen Kriterien, handelt es sich um ein Tagebuch. Dies vor allem deswegen, weil das Dokument, das als gebundenes Heft mit handschriftlichen Einträgen vorliegt, datierte Einträge aufweist und mit dem Strukturelement der Datumsangabe über das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Tagebuch und auto/biographischer Notiz verfügt.188 Wach nützte aber seine Tagebuchein- träge in diesem Heft weniger zur Reflexion des aktuellen Tagesgeschehens als viel- mehr für einen breiten autobiographischen Rückblick. Die für das Genre Tagebuch vorzunehmende Unterscheidung zwischen „aufgeschriebener Zeit“ und „Zeit der Aufschreibung“189 wird hier also besonders anschaulich. Der 15.  Juli 1929 als erstes eingetragenes Datum dient vornehmlich der Festlegung des Zeitpunkts der Nieder- schrift, der Tag als solcher spielt im Eintrag keine direkte Rolle und wird vom Autor nicht reflektiert. Dies setzt sich in mehreren Einträgen bis zum September 1929 fort, in dem der autobiographische Rückblick abgeschlossen wurde. Das Tagebuch führte Wach aber weiter. Ob er schon vor dem Juli 1929 Tagebuchschreiber war, muss of- fenbleiben. Die biographischen Notizen von 1929 sind jedenfalls die frühesten er- haltenen Tagebuchaufzeichnungen des Künstlers und es ist anzunehmen, dass sie sein Tagebuchgenerator waren. Für die Jahre bis 1934 liegen weitere Tagebuchauf- zeichnungen von Wach vor, wobei sich in der Fortsetzung des Tagebuchschreibens für den Autor die Funktion immer mehr wandelte, der Schreibprozess als solcher immer stärker in den Vordergrund trat und das Tagebuchschreiben für den Künstler zu einem wichtigen Akt der Selbst- und Innenbeschau wurde.190 187 Aloys Wach, Biographische Notizen 1929 (mit Nachträgen 1931), Eintrag 16.7.1929. 188 Vgl. Philippe Lejeune, Datierte Spuren in Serie. Tagebücher und ihre Autoren, in: Rüdiger Graf/ Janosch Steuwer (Hg.), Selbstreflexionen und Weltdeutungen. Tagebücher in der Geschichte und der Geschichtsschreibung des 20.  Jahrhunderts, Göttingen 2015, 37–46, 41. 189 Vgl. dazu u.a. Arno Dusini, Tagebuch. Möglichkeiten einer Gattung, München 2005, 186. 190 Zu den verschiedenen Motiven und Funktionen des Tagebuchschreibens vgl. das Kapitel 1.3 sowie Nicole Seifert, Tagebuchschreiben als Praxis, in: Renate Hof/Susanne Rohr (Hg.), Inszenierte Er- fahrung. Gender und Genre in Tagebuch, Autobiographie, Essay, Tübingen 2008, 39–60; Dusini, Tagebuch. Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
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Zeitwesen Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Titel
Zeitwesen
Untertitel
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Autor
Birgit Kirchmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23310-7
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
468
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. Fragestellung und Ausgangsthesen 11
  3. Theoretische Bezugsrahmen 14
  4. Quellen 17
  5. „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
  6. 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
    1. 1.1 Auto/Biographieforschung 33
      1. 1.1.1 Lebenslauf, Biographie, Autobiographie oder Auto/Biographie? 34
      2. 1.1.2 Auto/Biographie und Geschichtswissenschaft 39
      3. 1.1.3 Auto/Biographie und Geschlecht 47
    2. 1.2 Künstlerauto/biographie 51
      1. 1.2.1 Von Vasaris Viten bis „Inventing Leonardo“: Zur Geschichte der Künstlerbiographik 51
      2. 1.2.2 „Biographische Formeln“: Die „Legende vom Künstler“ 54
      3. 1.2.3 Geniekonzept und Autobiographical Life 59
    3. 1.3 Auto/Biographische Quellen 63
      1. 1.3.1 Autobiographie 65
      2. 1.3.2 Brief 66
      3. 1.3.3 Tagebuch 72
  7. 2 KünstlerInnen über sich 79
    1. 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
      1. 2.1.1 Der Künstler, sein Archivar und sein Nachlass 80
      2. 2.1.2 Die Autobiographie „Aus meinem Leben“ (1911–1952) 83
    2. 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
      1. 2.2.1 Der Künstler als Erzähler 105
      2. 2.2.2 Die Autobiographie „Mein Leben“ (1971) 109
    3. 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
      1. 2.3.1 Autobiographisches in Tagebüchern und Briefen 136
      2. 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) 138
    4. 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
      1. 2.4.1 Erklärungen zu einem Negativbefund 150
      2. 2.4.2 Die „Klessheimer Sendboten“ (1927) 154
    5. 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
      1. 2.5.1 Versuch einer Verweigerung 164
      2. 2.5.2 Der „Lebensbericht“ (1968) 166
    6. 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
  8. 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
    1. 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
      1. 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
      2. 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
      3. 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
      4. 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
    2. 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
      1. 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
      2. 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
      3. 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
      4. 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
    3. 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
      1. 3.3.1 Alfred Kubin: Von der Ariosophie zum Buddhismus 277
      2. 3.3.2 Aloys Wach, die Kabbala und Jesus Christus als „Okkultist“ . . . . . . . 284 Exkurs: Die „Affäre Schappeller“ 291
    4. 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
  9. 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
    1. 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
    2. 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
      1. 4.2.1 Kubin, der Krieg und das Ende der „alten Ruhe“ 321
      2. 4.2.2 „Ich bin so froh, dass ich noch lebe“: Oskar Kokoschka und der Erste Weltkrieg 328
    3. 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
      1. 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
      2. 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
      3. 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
      4. 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
    4. 4.4 Nationalsozialismus 382
      1. 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
      2. 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
      3. 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
      4. 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
    5. 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
  10. Dank 426
  11. Abkürzungsverzeichnis 428
  12. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis 431
  14. Archive und Sammlungen 431
  15. Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
  16. Literatur und gedruckte Quellen 432
  17. Personenregister 463
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