Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Seite - 179 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 179 - in Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945

Bild der Seite - 179 -

Bild der Seite - 179 - in Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945

Text der Seite - 179 -

3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse Was bewegte die Menschen im frühen 20.  Jahrhundert? Was bewegte die Künstlerin- nen und Künstler, was die fünf in dieser Studie näher untersuchten Künstlerpersön- lichkeiten? Und was bewegten sie? Sie lebten in einer Zeit des raschen gesellschaftli- chen Wandels und des Aufbruchs in vielen Bereichen. Sie lebten gleichzeitig in den Resten einer Welt des 19.  Jahrhunderts und einer neuen Welt der Moderne. Das Neue ist immer herausfordernd, und um die Wende zum 20.  Jahrhundert entstand viel Neues – im Gebiet der Technologie ebenso wie im Verhältnis der Geschlech- ter, am religiösen Angebotsmarkt und nicht zuletzt im Bereich politischer Ideolo- gien. Wie aber lässt sich die Moderne in ihren verschiedenen Ausprägungsformen überhaupt fassen? Peter Gay sieht bei aller Unterschiedlichkeit ihrer VertreterInnen zwei Gemeinsamkeiten: den „Reiz der Häresie“ und den „Hang zur bedingungs- losen Selbsterforschung“.1 Nicht alle der hier vertretenen „Zeitwesen“ würden sich selbst als VertreterInnen der Moderne verstanden haben. Dies zeigt nicht zuletzt die Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit, sowohl in der Kunst wie auch in der Gesell- schaft. Der in dieser Studie verfolgte biographietheoretische Ansatz ermöglicht im Fokus auf das Individuum die Darstellung dieser Ungleichzeitigkeit. Bei aller Ver- schiedenheit aber bleibt, dass die jeweiligen ZeitgenossInnen eine Vielzahl an äuße- ren Einflussfaktoren teilten und sich in einem System wirkmächtiger gesellschaft- licher Diskurse bewegten. In diesem System von Diskursen, die im Foucault’schen Sinn das „Sagbare“ erzeugten,2 waren die in diesem Buch auftretenden KünstlerIn- nen als AkteurInnen eingebunden. Nicht von Diskursen, sondern von „Dispositi- ven“ und „Codes“ spricht der Kulturhistoriker Hans Ulrich Gumbrecht, wenn er die Welt des Jahres 1926 verständlich machen möchte: Automobil, Bars, Fahrstuhl, Jazz und Völkerbund; Zentrum versus Peripherie, Schweigen versus Lärm, Männ- lich versus Weiblich.3 Auch in anderen Studien zur Lebenswelt der Moderne finden sich ähnliche gesellschaftspolitische Themen (Diskurse, Dispositive, Topoi) wie bei Gumbrecht: die Prägung durch die neuen Technologien, der Wandel des Geschlech- terverhältnisses, der Aufstieg der Großstadt, das Verhältnis von Stadt und Land und nicht zuletzt spirituell-religiöse Fragestellungen. 4 1 Peter Gay, Die Moderne. Eine Geschichte des Aufbruchs, Frankfurt am Main 2008, 24. 2 Michel Foucault, Archäologie des Wissens, Frankfurt am Main 1990, 67  f. 3 Hans Ulrich Gumbrecht, 1926. Ein Jahr am Rand der Zeit, Frankfurt am Main 2003. 4 Z.B. Geisthövel, Alexa/Knoch, Habbo (Hg.), Orte der Moderne. Erfahrungswelten des 19. und 20.  Jahrhunderts, Frankfurt am Main, New York 2005; Philipp Blom, Der taumelnde Kontinent. Europa 1900–1914, München 2008. Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
zurück zum  Buch Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945"
Zeitwesen Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Titel
Zeitwesen
Untertitel
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Autor
Birgit Kirchmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23310-7
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
468
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. Fragestellung und Ausgangsthesen 11
  3. Theoretische Bezugsrahmen 14
  4. Quellen 17
  5. „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
  6. 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
    1. 1.1 Auto/Biographieforschung 33
      1. 1.1.1 Lebenslauf, Biographie, Autobiographie oder Auto/Biographie? 34
      2. 1.1.2 Auto/Biographie und Geschichtswissenschaft 39
      3. 1.1.3 Auto/Biographie und Geschlecht 47
    2. 1.2 Künstlerauto/biographie 51
      1. 1.2.1 Von Vasaris Viten bis „Inventing Leonardo“: Zur Geschichte der Künstlerbiographik 51
      2. 1.2.2 „Biographische Formeln“: Die „Legende vom Künstler“ 54
      3. 1.2.3 Geniekonzept und Autobiographical Life 59
    3. 1.3 Auto/Biographische Quellen 63
      1. 1.3.1 Autobiographie 65
      2. 1.3.2 Brief 66
      3. 1.3.3 Tagebuch 72
  7. 2 KünstlerInnen über sich 79
    1. 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
      1. 2.1.1 Der Künstler, sein Archivar und sein Nachlass 80
      2. 2.1.2 Die Autobiographie „Aus meinem Leben“ (1911–1952) 83
    2. 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
      1. 2.2.1 Der Künstler als Erzähler 105
      2. 2.2.2 Die Autobiographie „Mein Leben“ (1971) 109
    3. 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
      1. 2.3.1 Autobiographisches in Tagebüchern und Briefen 136
      2. 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) 138
    4. 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
      1. 2.4.1 Erklärungen zu einem Negativbefund 150
      2. 2.4.2 Die „Klessheimer Sendboten“ (1927) 154
    5. 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
      1. 2.5.1 Versuch einer Verweigerung 164
      2. 2.5.2 Der „Lebensbericht“ (1968) 166
    6. 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
  8. 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
    1. 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
      1. 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
      2. 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
      3. 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
      4. 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
    2. 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
      1. 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
      2. 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
      3. 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
      4. 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
    3. 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
      1. 3.3.1 Alfred Kubin: Von der Ariosophie zum Buddhismus 277
      2. 3.3.2 Aloys Wach, die Kabbala und Jesus Christus als „Okkultist“ . . . . . . . 284 Exkurs: Die „Affäre Schappeller“ 291
    4. 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
  9. 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
    1. 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
    2. 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
      1. 4.2.1 Kubin, der Krieg und das Ende der „alten Ruhe“ 321
      2. 4.2.2 „Ich bin so froh, dass ich noch lebe“: Oskar Kokoschka und der Erste Weltkrieg 328
    3. 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
      1. 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
      2. 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
      3. 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
      4. 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
    4. 4.4 Nationalsozialismus 382
      1. 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
      2. 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
      3. 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
      4. 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
    5. 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
  10. Dank 426
  11. Abkürzungsverzeichnis 428
  12. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis 431
  14. Archive und Sammlungen 431
  15. Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
  16. Literatur und gedruckte Quellen 432
  17. Personenregister 463
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitwesen