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							THEORIE UND METHODE 17
nografien „Television Culture“, „Understanding Popular Culture“ und „Reading
the Popular“,11 seien nicht nur passive Rezipienten von „pleasures of conformity“,
sondern sie würden „popular pleasures“ produzieren, deren besonderer Reiz gera-
de in ihrer Widerständigkeit gegenüber hegemonialer Macht bestehe:12
„Mass-produced culture […] offers subordinated people a dominant sense of their subor-
dination, that is, a sense that serves the interests of the dominant. Any pleasure in this
sense is muted […] and is limited to the pleasures of conformity and recognition. Popular
culture, however, makes meanings of subordination that are those of the subordinate,
and the pleasures involved are those of resisting, evading, or scandalizing the meanings
proposed by the forces of domination.“13
Dabei unterscheidet er zwei Kategorien dieser vergnüglichen beziehungsweise
lustvollen Widerständigkeit: Flucht („evasion“) und Produktivität („productivity“).14
Während die Flucht vor hegemonialer Macht (beispielsweise durch das Anhören
und Feiern von Rock-Musik) pleasure vor allem in einem Akt der körperlichen
Befreiung und Ausschweifung finde, seien die „productive pleasures“15 mehr
dem Geist („mind“16) zugeordnet. Mit diesem nehme man Unterhaltungsangebo-
te nicht passiv wahr, sondern setze sie aktiv und eigenwillig zum eigenen Alltag
in Bezug. Dadurch komme es zu einer Auseinandersetzung mit hegemonialen
Strukturen, durch die ein Potenzial für politische Widerständigkeit freigesetzt
werde – wobei diese Widerständigkeit zugleich integraler Bestandteil von plea-
sure sei: „Popular pleasures, then, consist of both the producerly pleasures of ma-
king one’s own culture and the offensive pleasures of resisting the structures of
domination.“17
Diese sehr pointierte Perspektive brachte Fiske zahlreiche Kritiken ein.18 Aus
ethnografischer Sicht fällt vor allem ins Gewicht, dass er pleasure ausschließlich
in Momenten der Widerständigkeit sucht. So entdeckt er das Vergnügen an Wi-
derständigkeit beispielsweise im Kauf von Waren, im Umgang von Frauen mit
Mode, in der Leidenschaft für den Surfsport oder in der Fernsehrezeption. In
11 | Vgl. Fiske: Television Culture; Ders.: Understanding Popular Culture. Boston 1989;
Ders.: Reading the Popular. London/New York 2000 [erstmals 1989].
12 | Fiske: Understanding Popular Culture, S. 49; vgl. zusammenfassend auch Andreas
Hepp: Cultural Studies und Medienanalyse. Eine Einführung. Wiesbaden dritte erw. Aufl.
2010, S. 65-75.
13 | Fiske: Reading the Popular, S. 134.
14 | Fiske: Understanding Popular Culture, S. 50.
15 | Ebd., S. 49.
16 | Ebd., S. 69.
17 | Ebd., S. 58.
18 | Vgl. Müller: „Pleasure and Resistance“, S. 52. Zur mit dieser Kritik verbundenen
„Revisionismus-Debatte“ vgl. Hepp: Cultural Studies und Medienanalyse, S. 140ff.
					
				
						Gewalt im Computerspiel
							Facetten eines Vergnügens
								
				- Title
 - Gewalt im Computerspiel
 - Subtitle
 - Facetten eines Vergnügens
 - Author
 - Christoph Bareither
 - Date
 - 2016
 - Language
 - German
 - License
 - CC BY-NC-ND 4.0
 - ISBN
 - 978-3-8394-3559-5
 - Size
 - 14.8 x 22.5 cm
 - Pages
 - 370
 - Keywords
 - Gewalt, Videospiele, Mediensoziologie, Computerspiel, Kulturanthropologie
 - Category
 - Medien
 
Table of contents
- 1. Einleitung 7
 - 2. Theorie und Methode 15
 - 3. Virtuell-körperlich 93
 - 4. Kompetitiv und kooperativ 199
 - 5. Dramatisch und deviant 247
 - 6. Ambivalent 297
 - 7. Zusammenfassung und Ausblick 321
 - Literatur und Anhang 333
 - Literatur 333
 - Verzeichnis der zitierten Computerspielzeitschriftenbeiträge 353
 - Verzeichnis der zitierten YouTube-Videos 359
 - Verzeichnis der geführten Interviews 364