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GEWALT IM
COMPUTERSPIEL186
Gewalt bezogen sind. Entweder die Rüstungen schützen vor der Einwirkung von
Computerspielgewalt durch Feinde, oder sie helfen dem Spieler, effektiver Com-
puterspielgewalt ausüben zu können. Sam Fisher etwa kann durch seine Spezi-
alausrüstung im Dunkeln sehen und die Nano-Suit-tragenden Helden aus Crysis
machen sich auf Knopfdruck unsichtbar, um ihre Feinde effektiv und lautlos aus-
schalten zu können. In Fantasy-Spielen wie Skyrim darf die Rüstung sogar (wie
der Avatar selbst) flexibel gestaltet werden: Man wählt zwischen verschiedenen,
oft mit magischen Fähigkeiten versehenen Rüstungsstücken, und stimmt so die
Aktionspotenziale des Avatars auf die ganz individuellen Vorlieben ab.
Dass Rüstungen bei allem Nutzen für den Kampf auch ästhetisch rezipiert
werden, lässt sich unter anderem anhand der teilnehmenden Beobachtung im
MMORPG The Elder Scrolls Online zeigen. Hier ist es an der Tagesordnung, dass
Spieler sich gegenseitig nicht nur auf ihre schicken neuen Waffen, sondern eben
auch auf neu erworbene, als besonders schön bewertete Rüstungen hinweisen.
Ein Beispiel: Ich spielte gemeinsam mit Tommy und seinem Bruder MauMau.
Tommys Avatar war ein sogenannter Tank, ein schwer gepanzerter Ritter, der
dementsprechend ein Schild und schwere Stahlplattenrüstungen trug. Erst kurz
zuvor hatte ihm MauMau ein neues Schild geschenkt. Jetzt hatte Tommy die
passende Rüstung dazu gefunden und führte sie seinem Bruder im Spiel vor,
während er im Sprachkanal stolz kommentierte: „Passt das nicht gut zu meinem
neuen Schild?“ Ich gesellte mich dazu und zeigte meine eigene neue Rüstung.
Tommy lobte sie auch, aber seine eigene fand er mindestens genauso cool. Bei
ihm zuhause kam in diesem Moment seine Freundin Julia von der Arbeit heim
(Tommy und Julia spielten abwechselnd am selben Computer). Wir hörten im
Sprachkanal, wie er ihr stolz seinen neu ausgerüsteten Ritter zeigte: „Sieht er
nicht stylish aus, Maus?“, fragte er sie. (FT)
Während Tommy klassische schwere Rüstungen bevorzugt, mag es der Spie-
ler Pandrael eher ausgefallen. Er hat sich alles „extravagant“ herstellen lassen, wie
er im Interview sagt, im sogenannten „barbarischen Stil“: „Ich find, ja doch, es
sieht schon schick aus. Hat halt so eine Totenkopfmaske quasi, so Hörner, also
das find ich quasi, sieht echt klasse aus.“ (IV10) Der ästhetische Wert schicker
Rüstungen kann auch als so hoch bewertet werden, dass sich fremde Spieler über
die Chatfunktion anschreiben und nach der Beschaffenheit der Rüstung erkun-
digen. Auch dem Spieler Yoshi passierte das mit einem seiner Schmuckstücke.
Gleich mehrmals an einem Tag wurde er danach gefragt. Er war stolz, im Mittel-
punkt zu stehen: „Ah, ist das schön. Die ganzen Neider“, freute er sich bei uns im
Sprachkanal. (FT)
Die richtige Auswahl der Rüstung folgt in TESO nicht nur individuellen Ge-
schmäckern, sondern sollte der Meinung vieler Spieler zufolge an den jeweils spe-
zifischen Spielstil angepasst werden. Wer einen Haudrauf-Krieger spielt, der soll
auch schwere Rüstung tragen, wer einen Heiler spielt, der muss sich leicht mit
Stoff bekleiden. Im Interview erklärt Julia:
Gewalt im Computerspiel
Facetten eines Vergnügens
- Title
- Gewalt im Computerspiel
- Subtitle
- Facetten eines Vergnügens
- Author
- Christoph Bareither
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3559-5
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Gewalt, Videospiele, Mediensoziologie, Computerspiel, Kulturanthropologie
- Category
- Medien
Table of contents
- 1. Einleitung 7
- 2. Theorie und Methode 15
- 3. Virtuell-körperlich 93
- 4. Kompetitiv und kooperativ 199
- 5. Dramatisch und deviant 247
- 6. Ambivalent 297
- 7. Zusammenfassung und Ausblick 321
- Literatur und Anhang 333
- Literatur 333
- Verzeichnis der zitierten Computerspielzeitschriftenbeiträge 353
- Verzeichnis der zitierten YouTube-Videos 359
- Verzeichnis der geführten Interviews 364