Seite - 33 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 33
lers, der auf der Hinterglasmalerei die Devise und ein in heraldischer Hinsicht etwas
verunglücktes Wappen trägt, findet sich interessanterweise zweimal auf Blättern im
Karlsruher Atlas, nämlich dem des Bereichs zwischen Donau und Mur und dem der
Bergstädte, dort allerdings jeweils mit heraldisch nach links blickendem Adler.55 Die
ursprünglich ohne Zweifel in Form einer kolorierten (?) Federzeichnung auf Papier
vorliegende Karte – die Hinterglasmalerei (siehe nach S. 312 Tafel 6) ist ohne eine sol-
che Vorlage nicht vorstellbar
– ist verloren. Denkbar wäre freilich, dass ein inhaltlich in
etlichen Punkten anders gestaltetes Exemplar dieser Karte bereits vor dem 17. August
1566 an den kursächsischen Hof nach Dresden gekommen ist.56
Ob tatsächlich davon ausgegangen werden kann, dass Nicolò mit seinem Bruder
Natale schon zuvor in Graz gedient hatte und dann mit diesem 1564 nach Wien ge-
zogen war, ist schwer zu beurteilen.57 Ebenso möglich wäre es, dass er – sicher von
Natale dazu animiert
– erst in Wien (1564 oder 1566 ?) oder eben auf dem ungarischen
55 Dazu unten Anhang 9.1, S.
333 Nr. 4.1 und S.
336 Nr. 4.4.
– Michael Göbl, der Heraldik-Spezialist am
Öster reichischen Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, hat mir zu dem Wappen auf der auf Glas
gemalten Landkarte am 22. Juli 2015 in kollegialer Weise die folgenden Erläuterungen übermittelt :
»Auf den ersten Blick handelt es sich um den Reichsadler in königlicher Verwendung, jedoch 1566
gab es keinen König, da Maximilian schon seit 1564 Kaiser war und er dann einen Doppeladler haben
müsste. Der Brustschild ist bei den habsburgischen Kaisern und Königen von Ungarn und Böhmen
geviert. Hier zeigt Feld 4 jedoch einen Turm (= Kastilien). Der Herzschild ist normalerweise vom Bin-
denschild und Burgund gespalten. Hier zeigt er einen schwarzen Adler am Spalt und Burgund. Böhmen
zeigt einen silbernen Löwen in Rot, hier ist der Löwe golden. Zusammengefasst ist zu sagen, dass dem
Maler einige Fehler unterlaufen sind. Wahrscheinlich hat er den habsburgischen Reichsadler in königli-
cher Verwendung malen wollen, das ist aber dann doch ein wenig missglückt.«
56 Siehe dazu unten S. 74 f. mit Anmm. 239‒243.
57 Zum Leben des Nicolò vgl. Pálffy, Anfänge, 25–28, der, ebd., 28, dies jedenfalls für »fast sicher« hält.
Abb. 4 : Unterschriften von
Pietro Ferabosco (Feraboscho),
Ottavio Baldigara und Nicolò
(Nicholo) Angielini (Aus-
schnitt). – ÖStA.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499