Seite - 41 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Bild der Seite - 41 -
Text der Seite - 41 -
Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 41
anderen Person zuweisen zu können, nicht denselben Grad an Authentizität bieten.
Ohne hier eine bis ins Einzelne gehende Untersuchung vorlegen zu können,92 gibt
es doch immer wieder wichtige Hinweise auf gemeinsames (solidarisches ?) Auftre-
ten italienischer Fachkräfte bei der Nachforderung ausständiger Soldzahlungen oder
auch des gemeinsamen Einsatzes in den Grenzgebieten. 1568 etwa ersuchte Natale
Angielini gemeinsam mit Gaspare, Giulio und Ottavio Baldigara, zwei nicht weiter
bekannten Mitgliedern einer Familie Furlan und einem Agostino de Milano um Aus-
zahlung des Soldes, im Jahr darauf wird er mit anderen pau- und werckhmaister(n), da-
runter Giulio Turco, nach Nagykanizsa /Kanischa geschickt.93 Sein Sohn Paolo wurde
am 29. März 1575 mit dem Mailänder Bernardo Magno nach Eger/Erlau geschickt.
Für Nicolò liegen ungleich weniger Belege vor, die seine Einbindung in dieses von
der gemeinsamen Herkunft und den gemeinsamen Aufgaben geprägte personelle
Netzwerk nachweisen. Allerdings war er 1577 gemeinsam mit Pietro Ferabosco und
Ottavio Baldigara, zwei der außerordentlich hoch angesehenen italienischen Festungs-
spezialisten, als Gutachter in Nagykanizsa tätig. Nicht nur mit vom Grundsatz her
gleichrangigen Kollegen standen Natale und Nicolò Angielini immer wieder in enger
Verbindung, hatten vergleichbare oder sogar dieselben Aufträge zu erledigen und tra-
ten bisweilen, wenn es um Nachforderungen von ausständigem Sold ging, durchaus
solidarisch mit diesen auf. Beide waren auch in den gegebenen Hierarchien des Hof-
kriegsrates und Militärs verankert, standen dabei mit Höherrangigen wie etwa dem
Superintendenten für die Raaber Grenze, Giulio Turco, und Vorgesetzten wie etwa
Franz von Poppendorf in zum Teil enger Verbindung.
Die bereits genannten Festungsgrundrisse und -ansichten in den fünf Atlanten in
Wien, Karlsruhe und Dresden bieten in einer gar nicht so geringen Anzahl von Fäl-
len Hinweise auf offenbar intensive Diskussionen um die Ausführung der einen oder
anderen Baumaßnahme bzw. des einen oder anderen Projekts zur Verstärkung und
Verbesserung der jeweiligen Anlagen. Gerade hier begegnen wir von Neuem mehr-
fach dem persönlichen Netzwerk, innerhalb dessen die Angielinis agierten. Beispiele
dafür bieten die einander widerstrebenden Auffassungen von Franz von Poppendorf
bzw. Ottavio Baldigara im Hinblick auf den Ausbau von Eger oder im Hinblick auf
Szendrő die Auffassungsunterschiede zwischen Freiherrn Lazarus von Schwendi und
Martino Secco auf der einen sowie Franz von Poppendorf auf der anderen Seite. Dar-
über hinaus ist auf die in den Festungsplänen der »Angielini«-Atlanten dokumentierte
92 Eine Liste der im habsburgischen Bereich tätig gewesenen italienischen Baumeister des 16. Jh.s findet
sich unten, Anhang 9.5, S.
466–479 ; auf diese ist für sämtliche hier im Folgenden angeführten Baumeis-
ter zu verweisen, ohne dass darin wirklich alle Namen erfasst wären.
93 Pálffy, Anfänge, 19.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499