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Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 45
der Angielinis Sambucus damit meinte,107 eines lässt sich mit Gewissheit aus diesen
Worten ableiten : Durch das Bemühen (studium), die Beschäftigung des Angielini mit
den topografischen Verhältnissen in der Region war es Sambucus jedenfalls möglich
geworden, seiner Karte etliches hinzuzufügen und darin enthaltene Distanzen zu ver-
bessern. Vergleicht man darüber hinaus die Ähnlichkeit der in ihrem Titel auf Nicolò
Angielini verweisenden Karte von Gesamtungarn im Dresdner Atlas Nr. 11108 mit dem
Titel von Sambucus’ 1571 in verbesserter Auflage neu publizierter Ungarnkarte, so wäre
es durchaus denkbar, dass das Zitat auf der Illyricum-Karte auf Nicolò weist und die-
ser auf der Grundlage seiner umfassenden topografischen Kenntnisse des ungarischen
Raumes eben in Kontakt mit Sambucus stand. Dabei scheint es sich eher so verhalten
zu haben, dass Sambucus von den Angielinischen Arbeiten bzw. dem damit verfüg-
baren Wissen profitiert hat, als umgekehrt.109 Diese Interpretation erhält in gewisser
Weise auch durch die von Török110 geäußerte Meinung Unterstützung, dass die 1571 in
einer verbesserten Auflage publizierte Ungarn-Karte des Sambucus und das zeitgenös-
sische Werk der Angielini-Familie einen gemeinsamen Ursprung haben dürften.
Unmittelbare Hinweise auf die kartografische Tätigkeit der Angielinis finden sich
mehrfach in den Akten des Hofkriegsrates. So ist für Natale, der in dem schon vorhin
zitierten Brief an Francesco de Medici von 1565111 wie auch in der älteren italie-
nischen Literatur112 als pictor bezeichnet wurde, die Bezahlung von 20 Gulden von
wegen aines mappen, so er gemacht im April 1569 bezeugt.113 Sein Bruder Nicolò erhielt
im Mai 1570 für einen von ihm angefertigten Riss von Veszprém die hohe Summe von
40 Gulden.114 Natales Sohn Paolo schließlich wurden im Februar 1574 für einen abriß
der Crabatischen graniczen 20 Gulden geschenckht, die dann einen Monat später über
107 Pálffy, Anfänge, 37 f., meint, Sambucus beziehe sich dabei auf eine verlorene Karte des Natale An-
gielini von Kroatien und Slawonien von 1563, von der sich in der einschlägigen Überlieferung Versio-
nen im Wiener Atlas Cod. 8609 Han und im Karlsruher Atlas erhalten haben und die – nach Pálffy,
ebd., 38 – von Paolo Angielini überarbeitete Fassungen darstellen.
108 Siehe dazu unten Anhang 9.1, S. 338 Nr. 5.1.
109 Pálffy, Anfänge, 38, geht im Hinblick auf die Beziehung zur 1573 veröffentlichten Illyricum-Karte
des Sambucus davon aus, dass Nicolò Angielini sich auf seiner in Dresden überlieferten Ungarn-Karte
daran orientierte, was aber wegen der eher in die Zeit vor Nicolòs Abreise nach Italien, 1571, fallenden
Entstehung dieser Ungarn-Karte schwer möglich ist.
110 Török, Cartography, 1836 fig. 61.14 ; er nennt hier nicht eine bestimmte Karte der Angielini-Familie,
sondern generell deren Werk.
111 Siehe dazu oben S. 23 mit Anm. 17.
112 Pálffy, Anfänge, 16 Anm. 24.
113 Pálffy, ebd., 30 Nr. 1.
114 Pálffy, ebd., 62 Nr. 4d. – Das Honorar entsprach mehr als dem Dreifachen des ihm 1567 zuerkann-
ten Monatssolds in der Höhe von 12 Gulden bzw. dem Sold für 16 Monate Dienst eines ungarischen
Kriegsknechtes (Pálffy, ebd., 64).
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499