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54 | Ferdinand Opll
Das Vorkommen identer Wasserzeichen zeigt sich partiell auch bei einem Vergleich
zwischen den beiden Wiener Atlanten : Für die am Schluss von Cod. 8609 Han be-
findlichen sechs Festungsdarstellungen146 wurden die sonst in diesem Codex niemals
vorkommenden Papiersorten des Cod. 8607 Han147 verwendet. Beachtet man, dass
auch die grafische Ausführung der sechs Festungsdarstellungen am Schluss von Cod.
8609 Han völlig von den sonstigen Grundrissen/Ansichten in diesem Codex abweicht
und absolut der grafischen Manier des Cod. 8607 Han entspricht, so wird man da-
raus schließen müssen, dass zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt148 ein Teil
des Inhalts von Cod. 8607 Han irrtümlich mit Cod. 8609 Han vereint wurde. Der
»große« Wiener Atlas (Cod. 8609 Han) hätte dann ursprünglich wohl mit der his-
torischen Darstellung der Auseinandersetzungen bei Satu Mare im Jahre 1565 geen-
det. Cod. 8609 Han – und das stellt gleichfalls eine auffällige Besonderheit unter den
fünf »Angielini«-Atlanten dar – fällt noch in einer weiteren Hinsicht aus der Reihe
der übrigen Überlieferungen : Während sich nämlich für alle anderen vier Atlanten
nur zwei Papiersorten bzw. Wasserzeichen nachweisen lassen, zeichnet sich Cod. 8609
Han – selbst wenn man die offenkundig spätere (und irrtümliche) Erweiterung sei-
nes Umfangs durch Hinzufügung von sechs Blättern aus Cod. 8607 Han außer Acht
lässt – durch eine größere Papiersortenvielfalt aus. Auch wenn man Wasserzeichen A
dieses Codex, das auf insgesamt nur drei Blättern vorkommt und leider nicht identi-
fiziert werden konnte, unberücksichtigt lässt, so kommen hier doch drei verschiedene
Wasserzeichen vor, davon eines, dass wir auch aus Dresden Nr. 11 kennen, während die
anderen zwei in den übrigen vier Atlanten überhaupt nicht begegnen.
Eine Sonderstellung innerhalb der gesamten Überlieferung kommt nach den Was-
serzeichen schließlich dem Dresdner Atlas Nr. 6 zu, fand in ihm doch – bis auf eine
einzige Ausnahme – durchgehend ein und dasselbe Papier Verwendung. Sowohl das
weitaus überwiegend vorkommende als auch das nur bei einem einzigen Blatt belegte
Wasserzeichen begegnet in keiner der anderen vier Atlasüberlieferungen.
Was lässt sich aus der hier vorgelegten Analyse der Wasserzeichen an Erkenntnis-
sen für den Entstehungsprozess der »Angielini«-Atlanten gewinnen ? Zunächst ist die
bereits von der bisherigen Forschung erkannte Datierung der in ihnen verwendeten
Papiersorten auf die Mitte bis annähernd zum dritten Viertel des 16. Jahrhunderts
146 ÖNB Cod. 8609 Han, fol. 80–85 : Umgebung von Satu Mare ; Hrastelnica ; Veliki Gradac ; Lička Jese-
nica ; Gradec ; Zrinski Topolovac.
147 Und zwar Wasserzeichen A des Cod. 8607 Han für fol. 80, 81, 82, 84 und 85, Wasserzeichen B für fol.
83.
148 Entweder bei einer Restaurierung oder – was die größere Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen
darf (siehe dazu unten S. 68 und 85) – bei der ersten Zusammenfassung von zuvor lose aufbewahrten
Blättern in einem Band.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499