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Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 69
handschrift im Hochformat (434 x 565 mm) mit dem umfassendsten kartografischen
Inhalt sämtlicher »Angielini«-Atlanten.217 Die Handschrift ist in einem Lederein-
band, gebunden auf sieben Bünde,218 auf uns gekommen, wobei der Vorderdeckel eine
Blindpressung mit unterschiedlich gestalteten sieben Rahmen und in der Mitte ein
mit drei Linien begrenztes hochrechteckiges Feld mit einem floral gestalteten, links
und rechts den innersten der Rahmen überschreitenden Motiv, das in seinem Kern von
einer dreiflammigen Lilie gekrönt wird, aufweist.219 Die einzelnen Blätter liegen heute
lose im Einband.220 In dem 1971 veröffentlichten, bis heute maßgeblichen Inventar
von Alfons Schäfer221 wird von einem Kartenwerk »Ungarische Grenzfestungen« (un-
garische Grenzfestungen vom Adriatischen Meer bis Siebenbürgen) gesprochen, das
fünf Übersichtskarten und 51 (recte : 52) Pläne enthält,222 ohne Datum überliefert
ist und zeitlich »vor 1660« eingereiht wird. Als Autor wird Nicolò Angielini genannt.
Diese zeitliche Einordnung wurde in den 1997 bzw. 2000 publizierten Werken von
Louis Krompotic und György Kisari Balla, dem die umfassendste Veröffentlichung
von Abbildungen aus dem Karlsruher Atlas zu verdanken ist, auf die Jahre 1564–1572
korrigiert. Dabei wurde allerdings Nicolò Angielini noch als alleiniger Urheber des
Gesamtwerks angesehen, was nunmehr Géza Pálffy entschieden zu differenzieren ver-
mochte.223
Schon im Inventar von Schäfer wurde erklärt, warum diese mit dem Oberrhein-
gebiet in keiner Weise verbundenen kartografischen Werke just in Karlsruhe überlie-
fert sind. Den Hintergrund dafür bildet höchstwahrscheinlich der Umstand, dass die
Plansammlung in das Eigentum des Landes Baden-Württemberg über, vgl. dazu Wüst, Sammlungs-
bestand, 56–61, hier : 60.
– Zur älteren Geschichte der einschlägigen Sammlungen im GLA Karlsruhe
vgl. Salaba, Kartensammlungen, 9‒11.
217 Fünf Karten sowie Grundrisse und Ansichten von insgesamt 49 Plätzen, was im Vergleich der Über-
lieferung sämtlicher »Angielini«-Atlanten wohl das kompletteste Werk ergibt, siehe dazu das Ranking,
oben S. 52.
218 Der oberste ist kaum zu erkennen, der unterste bereits recht schadhaft.
219 Brichzin, Ungarnkarte, in : Cartographia Hungarica 4, 12, zitiert die Meinung von Frau M(arie)
Salaba aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe, nach der auf dem Karlsruher Atlas ein Wappen der
Familie Gonzaga stehe, doch befindet sich auf dem Einband dieses Atlasses nach der Einsicht in das
Original am 5. März 2014 (F.O.) kein Wappen.
220 Autopsie, durchgeführt am Original im GLA Karlsruhe am 5. und 6. März 2014 (F.O.).
221 Schäfer, Inventar, 208–215 Nrr. 1108–1165.
222 So auch Rödel, Militärkartographie, 207, der hier Schäfers Angabe folgt. Tatsächlich umfasst die
Karlsruher Überlieferung (Überprüfung am Original durch F.O. am 5. und 6. März 2014) neben den
fünf Karten insgesamt 52 Grundrisse und Ansichten. Dabei sind Eger, Satu Mare und Szendrő mit je
zwei Darstellungen vertreten. In Summe sind 49 Orte aufgenommen ; was fehlt, ist eine Darstellung
von Hrastelnica.
223 Krompotic, Relationen, 195–227 ; Kisari Balla, Kriegskarten, 24 f.; Pálffy, Anfänge, passim.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499