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Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis | 129
tugal, des Weiteren Frankreich, England, Flandern, die Niederlande,8 das deutsche
Reichsgebiet und Polen sowie der überseeische Raum in den Blick genommen werden.
Die deutschsprachige Forschung wird von Viganò resümiert, doch steht – seinem the-
matischen Ansatz verpflichtet
– der Anteil italienischer Fachleute im Brennpunkt. Als
Standardwerk ist gleichfalls die Abhandlung von Christopher Duffy9 zu erwähnen, die
vor 20 Jahren in zweiter Auflage erschienen ist.
Von Seiten der deutschsprachigen Forschung liegen gleichfalls schon seit langem
maßgebliche Beiträge zu deutschen Theoretikern und Praktikern des frühneuzeitli-
chen Festungsbaus vor. Ganz frühe Vorläufer einschlägiger Literatur reichen mit dem
von dem Mathematiker Andreas Böhm in Gießen herausgegebenen »Magazin für In-
genieur und Artilleristen«10 sogar noch ins 18. Jahrhundert zurück, und das 1839 in
Leipzig erschienene Überblickswerk des Offiziers Alexander von Zastrow11 ist hier
gleichfalls zu nennen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts legte Max Jähns, ebenfalls
Offizier, mit seiner »Geschichte der Kriegswissenschaften«12 ein Standardwerk vor.13
In weiterer Folge wurde der Festungsbau vor allem im Rahmen kunsthistorischer und
architekturhistorischer Studien zum Untersuchungsgegenstand, ohne dass dabei – in
älterer Zeit – die theoretische Fortifikationsliteratur umfassend Berücksichtigung ge-
funden hätte. Der historische Zugriff auf diese Phänomene ließ eher lange auf sich
warten und sollte dann mit dem bereits erwähnten, 1984 erschienenen Ausstellungs-
katalog »Architekt und Ingenieur«14 erstmals intensiver umgesetzt werden. In jün-
gerer Vergangenheit hat man sich im Kontext der Bedeutung wie der Ausgestaltung
von Stadttoren mehrfach mit dem gewissermaßen übergeordneten Phänomen des Fes-
tungsbaus auseinandergesetzt.15 Auch in modernen Überblickswerken zur Architek-
tur der Renaissance werden etliche der in unserem Zusammenhang interessierenden
Festungsarchitekten, die ja auch anderes bauten, berücksichtigt.16 Einen maßgeblich
auf den weiter unten zu nennenden, in englischer Sprache erschienenen Ausführungen
8 Im Hinblick auf den Ausbau von Burgen unter Heranziehung der Erkenntnisse der bastionären Fes-
tungsarchitektur in den nördlichen Niederlanden vom späten 15. Jh. bis in die frühen 1540er Jahre
vgl. Janssen/Hoekstra/Olde Meierink, Fortification of Castles, 123–148 ; zum Festungsbau in den
niederländischen Gebieten sowie zu den für diesen Raum überlieferten kartografischen Dokumente ab
der Mitte des 16. Jhs. vgl. Schroor/van den Heuvel (eds.), De Robles atlassen.
9 Duffy, Siege Warfare.
10 Vgl. Bürger, Architectura Militaris, 15.
11 Zastrow, Befestigung.
12 Jähns, Kriegswissenschaften.
13 Eine Bibliografie zur Geschichte des Festungsbaus bis 1914 hat Jordan, Bibliographie, vorgelegt.
14 Architekt und Ingenieur. Katalog.
15 Schweizer, Repräsentation und Funktion, und Hilliges, Stadt- und Festungstor.
16 Frommel, Architektur der Renaissance in Italien.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499