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Geschichte
Vor 1918
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Seite - 132 -
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132 | Ferdinand Opll offensiv vorzugehen. Die eigentliche Ursache für die Entwicklung der neuen Defen- sivsysteme lag im Aufkommen der neuen Angriffswaffen der Artillerie, wobei nicht zuletzt die Verwendung von Stein- oder Metallkugeln eine große Rolle spielte. In Reaktion auf diese Neuerungen entstand die Bastion, die im Vergleich mit den älteren Türmen im Zuge von Stadtmauern nicht nur für die Verteidigung, sondern auch für die Attacke, den Angriff auf den Feind, verwendet werden konnte.29 Im Zuge der wei- teren Ausbildung des Bastionärsystems wurden von neuem Erdwälle zu maßgeblichen Bestandteilen der Konstruktion. In veränderter, breiterer Form waren sie besser geeig- net, Artilleriebeschuss standzuhalten, als dies bei schwach dimensionierten Mauern der Fall war.30 Rasch sollte sich diese neue Festungsart ausbreiten, und ihre Anfänge hat man schon im 16. Jahrhundert mit einigem Eifer dingfest zu machen versucht.31 Niemand Geringerer als Giorgio Vasari (1511–1574), der im Jahre 1550 in Florenz sein großes Werk mit Lebensbeschreibungen der Künstler seit Cimabue publizierte, aber auch selbst als Maler und Architekt aktiv war,32 hat Michele Sanmicheli, den Erneuerer der Veroneser Stadtbefestigung, als den Erfinder bezeichnet, doch existier- ten bereits vor dessen Schaffenszeit eine Reihe von Festungsanlagen mit polygonalen Bastionen. Der im Verhältnis zu Vasari jüngere Florentiner Militärarchitekt Buon- aiuto Lorini33 schrieb die Erfindung dagegen den Franzosen zu. Auch die moderne wissenschaftliche Literatur34 hat bisher keine eindeutige, über allen Zweifel erhabene Zuweisung vornehmen können, wenngleich Namen wie der des Francesco di Giorgio und die der Familie Sangallo vor allen anderen genannt werden. In zeitlicher wie in theoretischer Hinsicht hat in jedem Fall die bereits im frühen 15. Jahrhundert einsetzende Auseinandersetzung mit dem Werk »De architectura libri decem« des römischen Architekten und Architekturtheoretikers des ersten vorchrist- lichen Jahrhunderts Marcus Vitruvius Pollio, gen. Vitruv, die Bedeutung einer regel- rechten Initialzündung für eine intensivere Beschäftigung auch mit Wehrbauten als Aufgabe der Architektur.35 Für Vitruv standen dabei die Wehrtürme im Zentrum des 29 Vgl. Hale, Development of the bastion, 475 : »The tower was basically a defensive, the bastion an aggres- sive form.« 30 Vgl. Schweizer, Repräsentation und Funktion, 30 und 32. 31 Zum Folgenden vgl. Reinisch, Angst, 269–271. 32 Vgl. zu ihm die Hinweise bei Frommel, Architektur der Renaissance, 249 f. 33 Vgl. zu ihm Doti, Lorini ; auch Büchi, Fortifikationsliteratur, 53, und insbesondere 115‒145. 34 Büchi, Fortifikationsliteratur, 54, weist jüngst darauf hin, dass spitze Bollwerke in Nord- und Südeuropa bereits in der mittelalterlichen Baukunst vorkamen. 35 Die Entdeckung der Vitruv-Überlieferung  – vor allem auch in deutschen Klöstern gab es zahlreiche Vitruv-Handschriften  – geht auf den Fund zurück, den Poggio Bracciolini gemeinsam mit seinen Kolle- gen 1416 in St. Gallen machte, vgl. dazu Oechslin, »Vitruvianismus«, 53. Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Titel
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Untertitel
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Autoren
Ferdinand Opll
Heike Krause
Christoph Sonnlechner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20210-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
586
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhalt
  2. Einleitung 9
  3. Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
  4. Wien als Festungsstadt 13
  5. Terminologie und Onomastik 14
  6. Internet 16
  7. Abbildungen 17
  8. Dank 17
  9. 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
    1. 1.1 Biografisches 21
      1. 1.1.1 Natale Angielini 23
      2. 1.1.2 Nicolò Angielini 29
      3. 1.1.3 Paolo Angielini 38
    2. 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
    3. 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
    4. 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
    5. 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
    6. 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
      1. 1.6.1 Die beiden Wiener Atlanten 59
        1. 1.6.1.1 ÖNB Cod. 8609 Han 60
        2. 1.6.1.2 ÖNB Cod. 8607 Han 65
      2. 1.6.2 Der Karlsruher Atlas 68
      3. 1.6.3 Die beiden Dresdner Atlanten 72
        1. 1.6.3.1 Dresden Nr. 11 72
        2. 1.6.3.2 Dresden Nr. 6 79
      4. 1.6.4 Beurteilung des kartografischen Gesamtwerks der Familie Angielini 82
  10. 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
  11. 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
    1. 3.1 Ungarn auf frühen Karten 101
    2. 3.2 Die frühe Wiener Stadtkartografie und ihre Stellung im internationalen Vergleich 111
  12. 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
    1. 4.1 Forschungsüberblick 127
    2. 4.2 Zu den Anfängen der neuen Festungstechnik 131
    3. 4.3 Zur Entwicklung der Festungstraktate 133
    4. 4.4 Zur Bedeutung von Festungstraktaten für das Schaffen der Angielinis 141
    5. 4.5 Festungsarchitektur und -technik aus der Sicht von Regenten 144
  13. 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
    1. 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
      1. 5.1.1 Zustand der Stadtbefestigung zum Zeitpunkt der Ersten Türkenbelagerung 147
      2. 5.1.2 Erste Ausbauphase 150
        1. 5.1.2.1 Bau der ersten Basteien, Reparaturen und Verbesserungen 150
        2. 5.1.2.2 Ausbau auf der Seite des Wienflusses 156
      3. 5.1.3 Zweite Ausbauphase von 1544 bis 1552/55 158
        1. 5.1.3.1 Überblick 158
        2. 5.1.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 163
        3. 5.1.3.3 Bastei bei den Predigern 166
        4. 5.1.3.4 Bastei beim Kärntner Tor 168
        5. 5.1.3.5 Obere Paradeisbastei 174
        6. 5.1.3.6 Untere Paradeisbastei 174
        7. 5.1.3.7 Erweiterung des Stadtgrabens 176
      4. 5.1.4 Dritte Ausbauphase von 1557 bis 1563 177
        1. 5.1.4.1 Überblick 177
        2. 5.1.4.2 Kurtinen 180
        3. 5.1.4.3 Elend- und Neutorbastei, Arsenal 181
        4. 5.1.4.4 Piattaforma 184
        5. 5.1.4.5 Biberbastei 186
        6. 5.1.4.6 Die Folgen der Finanzkrise 190
        7. 5.1.4.7 Arbeiten am Stadtgraben 193
        8. 5.1.4.8 Ausklingen der dritten Ausbauphase 194
    2. 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
      1. 5.2.1 Saisonales Bauen 197
      2. 5.2.2 Der ökologische Fußabdruck des Festungsbaus 203
        1. 5.2.2.1 Holz 204
        2. 5.2.2.2 Ressourcenknappheit führt zu Innovation 216
        3. 5.2.2.3 Die Nachfrage nach Brennholz – Versuch einer Schätzung 218
  14. 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
    1. 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
      1. 6.1.1 Die sogenannte »Schüttinselkarte« 222
    2. 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
      1. 6.2.1 Die Gewässertopografie im direkten Umland der Stadt 228
      2. 6.2.2 Die Vorstädte – ein Problem der Verteidigung 230
      3. 6.2.3 Die östlichen Vorstadtareale auf den »Angielini«-Plänen 234
      4. 6.2.4 Der Plan zur Umsiedlung der Vorstädte auf die »Insel« und die Rolle der Donau 239
    3. 6.3 Die Befestigung 250
      1. 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
      2. 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
      3. 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
      4. 6.3.4 Elendbastei 261
      5. 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
      6. 6.3.6 Neutorbastei 267
      7. 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
      8. 6.3.8 Piattaforma 268
      9. 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
      10. 6.3.10 Biberbastei 272
      11. 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
      12. 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
      13. 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
      14. 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
      15. 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
      16. 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
      17. 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
      18. 6.3.18 Stadtgraben 292
      19. 6.3.19 Resümee 293
    4. 6.4 Das Stadtinnere 294
      1. 6.4.1 Gebäudedarstellungen 296
      2. 6.4.2 Zusammenfassende Beobachtungen 304
  15. 7 Zusammenfassung und Summary 305
    1. 7.1 Zusammenfassung 305
    2. 7.2 Summary 308
  16. 8 Tafeln 313
  17. 9 Anhang 325
    1. 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
      1. 9.1.1 Landkarten und chorografische Karten 325
      2. 9.1.2 Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 344
    2. 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
    3. 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
    4. 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
    5. 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
    6. 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
    7. 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
  18. 10 Glossar 494
  19. 11 Verzeichnisse 499
    1. 11.1 Maße, Gewichte und Währung 499
    2. 11.2 Abkürzungen und Siglen 499
    3. 11.3 Verzeichnis der verwendeten Originalquellen und Literatur 500
      1. 11.3.1 Archiv- und Bibliotheksbestände sowie Archivbehelfe 500
      2. 11.3.2 Gedruckte Werke 502
    4. 11.4 Abbildungsverzeichnis 533
    5. 11.5 Register der Orts- und Personennamen 540
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