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140 | Ferdinand Opll
nennt einmal Francesco Maria (I.) della Rovere als seinen Lehrer – ist erst posthum
durch die Bemühungen des Girolamo Maggi 1564 in Venedig im Druck erschienen.
Castriotto stand in seinen letzten Lebensjahren als Militäringenieur in Diensten des
französischen Königs und starb um 1563 in Calais.77 Girolamo Maggi, der wie Castri-
otto aus Mittelitalien stammte – er wurde um 1523 in Anghiari bei Arezzo geboren –,
ist als einer der für den Späthumanismus typischen Autoren mit breiter Begabung
anzusprechen und war auch Jurist. Seines Wissens als Festungsspezialist bediente sich
in den 1550er Jahren das Haus Medici, doch war er auch auf anderen Feldern tätig.
Ihm ist es zu verdanken, dass das Werk des Castriotto im Druck Verbreitung erlang-
te.78 Sechs Jahre nach dem Werk von Castriotto und Maggi gelangte gleichfalls in
Venedig der Traktat »Delle fortificationi« des aus Carpi in der Emilia stammenden
Architekten Galasso Alghisi (gest. 1573), der hauptsächlich in Diensten des Ferrareser
Herzogs Alfonso II. d’Este tätig war,79 zur Veröffentlichung. Alghisi widmete sein aus
drei Büchern bestehendes Werk, das nicht zuletzt seiner reichen Illustrationen wegen
als einer der schönsten Festungstraktate des 16. Jahrhunderts zu gelten hat, Kaiser
Maximilian II.80 Aus ebendieser Zeit stammt ein weiterer, allerdings ungedruckter
Festungstraktat von dem aus Umbrien stammenden Architekten Galeazzo Alessi
(1512–1572),81 der wiederholt als Festungsspezialist zu Beratungen herangezogen
wurde und neben seiner mittelitalienischen Heimat auch in der Romagna, in Genua
und Mailand tätig war.82 Sein Werk zum Festungsbau ist erst 1999 gedruckt worden.83
Die Zeit der Festungstraktate war damit freilich nicht vorbei, im Gegenteil : Gerade
in den letzten Jahrzehnten des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts sollten wei-
tere grundlegende Arbeiten veröffentlicht werden. Anzuführen sind dabei mit Daniel
Specklins (1536–1589)84 handschriftlichem »Codex mathematicus« (1575) und seiner
knapp vor seinem Ableben im Druck erschienenen »Architectura von Vestungen« die
77 Zu ihm vgl. Torlontano, Fusti (Castriotto), sowie Schweizer, Repräsentation und Funktion, 81–84.
78 Architekt und Ingenieur. Katalog, 353 Nr. 296. – Vgl. zu Maggi Carpané, Maggi, sowie Hilliges,
Stadt- und Festungstor, 57, und Schweizer, Repräsentation und Funktion, 68 und 81–84.
79 Zu ihm vgl. Niccoli, Alghisi, und Schweizer, Repräsentation und Funktion, 84.
80 Der Traktat ist in einer 1570 in Venedig erschienenen Ausgabe auch online einsehbar, siehe : http://
books.google.at/books?id=CQNTlNc5YHoC&pg=PA46&lpg=PA46&dq=G.+alghisi+da+Carpi&sour
ce=bl&ots=BocJcDoNtg&sig=ewqgvlfrU252bxRQMsf2FnheayE&hl=de&sa=X&ei=wv9VVP2kHsrdat
6OgpAH&ved=0CCoQ6AEwAQ#v=onepage&q=G.%20alghisi%20da%20Carpi&f=false (16.11.2014).
81 Vgl. zu ihm Labò, Alessi, sowie Hilliges, Stadt- und Festungstor, 57.
82 Zu seinem Schaffen im Bereich der Palast-, Villen- und Kirchenarchitektur vgl. Frommel, Architektur
der Renaissance, 250–254.
83 Coppa, Galeazzo Alessi.
84 Zu Specklin vgl. Fischer, Specklin, Meurer, Specklin, 638–639 und zuletzt Büchi, Fortifikationslite-
ratur, 75‒113.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499