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Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis | 145
bekannt, dass er schon 1566 über Franz von Thurn, seinen Gesandten in Venedig, über
Vermittlung von Abgesandten an den Hof des Herzogs von Florenz bzw. auch beim
Herzog von Ferrara regelrecht nach tauglichen Architekten suchen ließ, und dabei
ging es insbesondere um Festungsspezialisten, etwa solchen für Modena oder Reggio.98
In einem Schreiben des Herrschers an seinen Gesandten in Rom vom 26. April 1566
spricht er unmissverständlich davon, dass er den Architekten, der die Befestigung von
Modena und Reggio erbaut habe, aus den Diensten des Herzogs von Ferrara abwer-
ben wolle.99 In diesem Zusammenhang entfaltete sich ein regelrechtes Hin und Her
an Korrespondenz, aus der deutlich hervorgeht, wie kritisch man bei der Beurteilung
denkbarer Kandidaten vorging, und in welcher Weise dabei Empfehlungen, ja sogar
Gerüchte eine Rolle spielten.100 Kaiser Maximilian verhielt sich dabei durchaus vor-
sichtig und hielt sich nicht an jede Empfehlung, sondern wusste sich offenbar (aus
anderen Quellen ?) vor seiner Entscheidung ein klares Bild zu verschaffen.101 Leben
und Schaffen dieser Festungsspezialisten waren alles andere als einfach, mannigfach
waren die Gefahren, unter denen sie ihre Tätigkeit auszuüben hatten, und so mag auch
die Todesrate unter ihnen höher gewesen sein. In jedem Fall sah sich der Kaiser 1575
genötigt, »nachdem mehrere von seinen Architekten gestorben [waren], andere aber
wegen ihres Alters ihr Amt nicht mehr versehen könnten«, seinen Gesandten in Vene-
dig abermals damit zu beauftragen, sich in Venedig und anderen Teilen Italiens nach
tauglichen Architekten umzusehen.102
98 Voltelini, Urkunden und Regesten, Nr. 8729 : … de quodam, qui Mutinensi ac Reginensi munitioni
praefuit …
99 Voltelini, Urkunden und Regesten, Nr. 8732.
100 Vgl. Voltelini, Urkunden und Regesten, Nrr. 8733, 8737, 8740, 8741, 8757, 8767, 8773 etc.
101 Voltelini, Urkunden und Regesten, Nrr. 8782, 8784, 8785, 8788, 8789 und 8793 (Empfehlung des
Architekten Piccaronus von Mirandola, die der Kaiser ablehnt).
102 Voltelini, Urkunden und Regesten, Nr. 9014.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499