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148 | Heike Krause
schützen errichtet.8 Vom Standpunkt der Wehrtechnik aus betrachtet war die Stadtmauer
damals zur Verteidigung und als Schutz unzureichend. Eine grundlegende Adaptierung
unterblieb aber vorerst. Nach der Niederlage des christlichen Heeres des vereinten König-
reichs Ungarn-Böhmen im Jahr 1526 in der Schlacht bei Mohács sorgten sich sowohl
der Landesfürst als auch die Bürgerschaft ernsthaft um die Verteidigungsfähigkeit der
Stadt Wien.9 So sollte die Befestigung verbessert und vor allem diejenige der Vorstädte
ausgebaut werden. Ferdinand I. rief noch im September desselben Jahres die Untertanen
der Umgebung auf, Holz vor allem im Wienerwald zu schlagen, das für die Befestigung
benötigt würde.10 1527 gab die Stadt selbst für den Bau von Basteien, den Graben, Wälle
(schütt) und die Befestigung der Stadt größere Summen aus.11 Die Stadt bemühte sich
vor allem um die Vorstadtbefestigungen (»Stadtzaun«), deren Ausbau von Hummelberger
als »mißlungener Improvisationsversuch aus eigenen Mitteln« bezeichnet wurde.12 Fer-
dinand I. wiederholte seinen Aufruf, rasch Holz nach Wien zu bringen, im August 1529
wegen des inzwischen viel bedrohlicher gewordenen Belagerungsszenarios.13 Erst als das
osmanische Heer schon unmittelbar bis zu den Vorstädten vorgedrungen war, räumte und
zündete man die dort gelegenen Häuser, Kirchen, Klöster sowie Spitäler an, manche von
ihnen wurden auch demoliert. Bereiche der Stadtmauer wurden gepölzt (= gestützt) und
Wehrgänge für die Schützen (wieder)hergestellt.14
Die im Herbst 1529 vor Wien lagernden osmanischen Angreifer versuchten unter-
irdische Gänge (Minen) zu graben und durch Zünden von Schießpulverfässern in die
Stadtmauern Breschen zu schlagen, was ihnen an einigen Stellen gelang.15 Sie kon-
zentrierten sich auf den nur schwer zu verteidigenden Abschnitt des Kärntner Tores.16
8 Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 293 f.
9 Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen, 319 f.; Csendes/Opll, Wien, Bd. 1, 187.
10 FHKA AHK, Gedenkbuch 27, fol. 102v.
11 Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen, 320. Zur Verwendung der Begriffe »Bastei« bzw. »Bastion«
siehe oben in der Einleitung, S. 15 f.
12 Hummelberger, Belagerung, 9 f.
13 FHKA AHK, Gedenkbuch 33, fol. 42v.
14 Hummelberger/Peball, Befestigungen, 24–26.
15 Stern von Labach, Belegerung, 11 f. Labach spricht von insgesamt vier Stellen. Zum Beispiel auch be-
schrieben bei Daniel Specklin, Codex Mathematicus, Handschrift, Württembergische Landesbibliothek
Stuttgart, Handschriften, Signatur/Inv.-Nr.: Cod.
math., fol. 8r (siehe : http://www.deutschefotothek.de/
gallery/freitext/Specklin+Codex+mathematicus /24.7.2015). – Zur Beschreibung der Ereignisse siehe
auch Csendes/Opll, Wien, Bd. 1, 187–190 ; FHKA NÖHA W 61/C/3/A, Allgemein, fol. 229r : 1531
Jänner 22, Schreiben des Bürgermeisters und des Rates der Stadt Wien an Ferdinand, dass die Stadt-
mauer beim Kärntner Tor, die über 60 Schritt lang an mehreren Orten zerrissen sei und während der
Belagerung untergraben wurde, durch starken Regen nachgesunken sei.
16 Stern von Labach, ebd., 11 f.; die Südostseite wies nur wenige Türme (Widmertor, Augustinerturm,
Kärntnertor und Stubentor) auf.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499