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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 179
nen und Sand vonnöten. Fünf Teich- oder Schichtmeister mit je mindestens 100
Knechten sollten eingesetzt werden. Der Graben zwischen den beiden Basteien vor
dem Schottentor sollte geräumt werden.194
Vom 4. März 1558 stammt ein kaiserlicher Befehl, durch den die Errichtung von
Gebäuden in einer Entfernung von 50 Klaftern vor dem Stadtgraben zum wieder-
holten Male verboten wurde.195 Dieses Verbot hielt man dennoch nicht ein,196 sodass
dieser Befehl bis 1675 weitere neunmal gegeben werden musste.197 Am 30. März 1558
wurde berichtet, dass nicht genügend Mauersteine für die Statgebej, zur Aufführung
der Burg sowie zur Erbauung der Niederösterreichischen Kanzlei vorhanden seien.198
Im Juli dieses Jahres wurden die Brücken über den Stadtgraben besichtigt,199 im Sep-
tember die in Bau befindlichen Bastionen und Wälle. Es wurde an der Schotn pasthej
(Bastei beim Schottentor), am Graben zwischen der Schotn pastej und dem ellendt, an
der Ellend postej, am Wall und dem Graben zwischen dem ellendt und der Donau
gearbeitet, und die Pfeiler des Arsenals wurden vom Grund auf gemauert. Ein neues
Provianthaus sollte beim Arsenal errichtet werden, wofür einige Gebäude unweit des
Salzburger Hofes abgebrochen wurden.200 1559 spitzte sich der Holzmangel zu, sodass
ein Engpass beim Brennen der Ziegel drohte.201 Hermes Schallautzer wies zudem im
Jänner 1559 den Kaiser darauf hin, dass es für den weiteren Ausbau der Befestigung
an Geld fehle. Bei der Donau habe man fortgefahren, »im Grund« zu mauern, bis die
Kälte und das Wasser kamen. Für März würde er wiederum um die 150 Maurer, 50
Steinmetze und 100 Ziegler bestellen, die jedoch bezahlt werden müssten.202 Ferdi-
nand I. antwortete darauf, dass die Gebäude nicht stecken bleiben sollen und verord-
nete entsprechende Summen.203
Tilemann Stella, der 1560 mit eigenen Augen die Festungsanlage Wiens sah, hielt
sie für die größte in Europa. Die Mauern und Basteien seien aus Ziegeln errichtet, da-
194 KA HKR Akten 2, Expedit 119, 1558 Februar, fol. 311r–313v, darauf bezieht sich der Eintrag in KA
HKR Protokollbuch 139 (1557–58), fol. 12r und eventuell auch FHKA Hoffinanzprotokolle E 1557
(W 228), fol. 67v.
195 KA HKR Akten 2, Expedit 119, 1558 Februar, fol. 303r, bezieht sich bereits auf das Jahr 1557 und
darauf, dass dieses Verbot schon mehrfach gefordert wurde, vgl. auch fol. 318r.
196 KA HKR Akten 2, Expedit 119, 1558 Februar, fol. 303r und 318r. Auch Thoman Eiseler berichtete
1563 über die Missachtung des Verbots (Camesina, Urkundliche Beiträge, 84 Nr. XXXII).
197 Camesina, Wien’s Bedrängniß, CLVII.
198 FHKA NÖK ER 1558-1 (39), fol. 177r.
199 Camesina, Urkundliche Beiträge, 74 Nr. XX, bzw. FHKA NÖHA W 61/C/3/B, fol. 529r–530v.
200 KA HKR-Akten 3, Registratur 634, 1558, September, fol. 1r/1v.
201 Siehe hier im Buch, S. 209–216.
202 FHKA NÖHA W61/C/3/B, 1559 Februar 9, fol. 555r/v.
203 FHKA NÖHA W61/C/3/B, 1559 Februar 27, fol. 558r/v.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499