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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 191
der Stellungnahme des Vizedoms zu diesem Problem wird klar, dass keine ausreichenden
Mittel vorhanden waren, um alle Ausgaben begleichen zu können.259 Ferdinand sagte am
20. Mai 1562 finanzielle Mittel für die Hausgebäude in Wien und (Kaiser-)Ebersdorf
zu.260 Darüber hinaus wurden Überlegungen zu Einsparungen angestellt, um zumindest
die allernotwendigsten Arbeiten fortführen zu können.261 Eiseler berichtete wiederum
am 26. Mai über den Stand der Bauarbeiten und stellte seinerseits Überlegungen an, wo
man am ehesten Tätigkeiten vorübergehend einstellen könnte. Er habe mit dem Kriegsrat
Gebhard Welzer die Befestigung beritten und listete nun die aktuellen Baustellen auf :
an der Mauer, die das Arsenal und Profanndthaus (Provianthaus) von der Elendbastei
scheidet, an den Gebäuden des Arsenals, an der Kurtine vom Arsenal auf der Seite zum
Salzturm bis zur Piattaforma, an der Kurtine bei St. Jakob zum Stubentor hin und an der
Biberbastei, wobei er die Wichtigkeit der Arbeiten an den beiden zuletzt genannten Or-
ten betonte.262 Am 30. Juni 1562 wandte sich Thoman Eiseler wiederum an Ferdinand I.
und unterrichtete ihn vom Status quo auf den Baustellen an der Piattaforma, der Biber-
bastei und der Kurtine beim Stubentor.263 Der von Albert Camesina kopierte Plan über
den Baufortschritt an der Kurtine beim Stubentor (siehe dazu oben S. 175 Abb. 26) gibt
jedenfalls einen Zustand im Jahr 1562 wieder, denn es wird jeweils die 42 Klafter lange,
»aus dem Grund gebrachte« Kurtine genannt. Diese betraf laut Plan den von der Unteren
Paradeisbastei bis zum Stubentor hin angefangenen Abschnitt. Sie sollte bis Johannis
(24. Juni) um fünf Klafter erhöht werden. Die Kurtine von der Oberen Paradeisbastei bis
zu diesem Abschnitt war zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt, zur Bastei bei den
Predigern hin jedoch noch nicht begonnen. Laut Eiselers Bericht vom 30. Juni sollte sie
während des kommenden Winters aus dem Grund gehoben werden. Dort, wo die Kur-
tine vollendet sei, sollte die alte Stadtmauer abgebrochen werden.264 Zu Ende Dezember
1562 schilderte Eiseler wiederum den Baufortschritt an den drei Orten, an denen derzeit
gearbeitet wurde, und wollte wissen, wie hoch der »Verlag« (= Vorauszahlung) im kom-
menden Jahr ungefähr ausfallen werde.265 Auf diese Bautätigkeiten beziehen sich auch
zwei Schreiben von Erzherzog Karl an Kaiser Ferdinand I. vom Jänner 1563. Am 22.
Jän-
ner unterrichtete Karl seinen Vater davon, dass er von Superintendent Thoman Eiseler
259 FHKA NÖHA E 8/A, fol. 166r–167r sowie 176r.
260 Camesina, Urkundliche Beiträge, 78 Nr. XXVI.
261 Maximilian an seinen Vater Ferdinand am 25. Mai 1562 ; Camesina, ebd., 79 Nr. XXVII.
262 Camesina, ebd., 79‒81 Nr. XXVIII. Maximilian übersandte diesen Bericht an Ferdinand und sprach
sich gegen die Einstellung der Arbeiten aus (Camesina, ebd., 81 f. Nr. XXIX).
263 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1562 Juni 30, fol. 735v–736r.
264 WStLA, Kartographische Sammlung, Allgemeine Reihe, Pläne und Karten : Sammelbestand, P1.220/3.
265 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1563 Jänner 10 [1562 Dezember 31], fol. 668r. Auf diese Bautätigkei-
ten bezieht sich auch ein Schreiben von Erzherzog Karl an Kaiser Ferdinand I. vom 27. Jänner 1563
(FHKA NÖHA W 61/C/3/C, Allgemein), fol. 802r.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499