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196 | Heike Krause
jektierte er zum Teil grundlegende Veränderungen und Erweiterungen der Festungs-
anlagen, die nie umgesetzt worden sind (siehe dazu nach S.
312 Tafel 11). Zwei Planskiz-
zen von Carlo Theti (1529–1589) wurden erst unlängst publiziert. Eine beinhaltet den
Entwurf einer Zitadelle westlich der Stadt bei St. Ulrich sowie einen zusätzlichen,
die kaiserliche Burg schützenden stadtseitigen Festungsabschnitt. Die zweite gibt den
Zustand der Festung Wien wieder. Diese Skizzen sind in Thetis ab 1576 ausgearbei-
tetem Manuskript »Discorsi vari in materia di fortificazione per Vienna, con disegni«
enthalten, das in der Biblioteca Ambrosiana zu Mailand überliefert ist.293
Die gesamten Türkenabwehrmaßnahmen, insbesondere in Ungarn und Kroatien,
verursachten unter der Herrschaft Ferdinands I. sowie seiner Nachfolger hohe Kosten.
Diese führten im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts in eine katastrophale finanzielle
Lage.294 In Summe gaben die Reichsbauzahlmeister für den Bau der Wiener Stadt-
befestigung zwischen 1548 und 1567 1.020.979 Gulden aus den Reichsbauhilfen aus,
die sich vor allem aus Reichssteuern, der Reichstürkenhilfe, Einnahmen aus dem Hof-
und Kriegszahlamt, der Landschaft (= den Ständen) in Österreich unter der Enns
sowie Robot- und Wechselgeld zusammensetzten. Dies waren 67 Prozent der Mittel,
die den Bauzahlmeistern zur Verfügung standen.295
Als im Jahr 1577 der Friede mit dem »türkischen Kaiser« in Gefahr war, wurde der
Zustand der ungarischen, windischen und kroatischen Grenzen wie auch der Befesti-
gung von Wien inspiziert. Letzterer attestierte man Mangelhaftigkeit. Zur Verbesse-
rung wurden zahlreiche Vorschläge unterbreitet, darunter auch solche zur Befestigung
der Leopoldstadt.296 Trotz aller Empfehlungen und Bemühungen gelang es das ganze
16. Jahrhundert hindurch nicht, die Festung Wien in einen Zustand zu versetzen, der
den Idealen der Festungsbaukunst entsprochen hätte. Es mangelte schlichtweg am
Geld. Erst im 17. Jahrhundert, vor allem unter Leopold I. (1640–1705), kam es zu
größeren Erweiterungen durch die Hinzufügung von Ravelins, eines gedeckten Weges
und von Waffenplätzen an der Kontereskarpe, und noch später, im 18. Jahrhundert, zur
Erweiterung dieser Anlagen, unter anderem durch ein Minengangsystem unter dem
Glacis.297
293 Unten Anhang 9.7, S. 489 Nr. 21.
294 Pálffy, Preis für die Verteidigung, 20–44, insbes. 42 f.
295 Camesina, Urkundliche Beiträge, 88 Nr. XXXV ; Rauscher, Zwischen Ständen und Gläubigern,
319 f. und 360.
296 Eberle, Wien als Festung, 225 ; Camesina, Urkundliche Beiträge, 88–96 Nr. XXXVI. – Siehe dazu
unten, S. 239–250.
297 Eberle, ebd., 223 f.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499