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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 205
Unterlagen machen deutlich, dass Holz für vielfältige Verwendungen erforderlich war.
Offensichtlich ist die Beschaffung von Latten für Gebäudegerüste. Auch Piloten aus Ei-
chenholz wurden bestellt. Diese waren nötig, um den Boden vor der Festung im do-
naunahen Bereich zu stabilisieren. Neben Bauholz wurden aber auch große Mengen an
Brennholz für die Herstellung von Kalk und vor allem zum Brennen von Ziegeln benötigt.
Die unterschiedlichen Verwendungen des Holzes erforderten verschiedene Holzarten, die
wiederum aus unterschiedlichen Naturräumen herantransportiert werden mussten.
Bauholz
Das bereits angesprochene Memoriale Thoman Eiselers von 1563 verdeutlicht die
Mengen benötigten Bauholzes : Er berichtet von der Unterwaschung der Festungs-
werke im Donaubereich und klagt darüber, dass er nicht wisse, woher er die benötigten
sechshundert Eichenstämme mit einer Länge von vier Klaftern (etwa 7,5 Meter) be-
kommen solle. Schließlich habe er sich beim kaiserlichen Forstmeister erkundigt, der
ihm einen Standort oberhalb von Klosterneuburg angezeigt hätte. Von dort wären um
die 2.000 Stämme zu bekommen, die man über das Wasser nach Wien bringen könnte.
Er wolle das Holz besichtigen, und wenn es entspräche, dann solle man es schlagen,
wenn das holcz aus dem safft geet, also im Spätherbst bzw. Winter. Jedenfalls brauche
man einen schriftlichen Befehl, dass das Holz geschlagen werden solle.322
Noch viel deutlicher wird die Holzproblematik anhand einiger Aktenstücke aus
dem Jahr 1558. Thoman Eiseler beschwerte sich beim Kaiser, dem Präsidenten der
Hofkammer und den niederösterreichischen Kammerräten darüber, dass die Welser
Holzhändler ihr Holz nicht bis Wien bringen würden, sondern alles bereits in St. Jo-
hann (im Mauertal, am rechten Donauufer in der Wachau), Tulln, Trübensee, Korneu-
burg und Stockerau verkaufen würden. Dadurch würde es zu allerlei Mangel in aller
sortt holtz kommen. Der Baufortschritt auf allen Baustellen würde dadurch gefährdet.
Bereits am 14. Juni fragte er an, ob eine geänderte Handhabung der in Kraft befindli-
chen Holzordnung in Bezug auf die Marbacher, Spitzer und Welser Holzhändler der
Grund dafür sei. Das wurde negativ beschieden. Eiseler regte an, die Holzhändler per
Befehl nach Wien zu zwingen. Der Mautner zu Stein könnte den Befehl exekutie-
ren.323 Eiseler wurde daraufhin vom Vizedom aufgefordert, ein Verzeichnis vorzulegen,
wieviel Holz ungefähr benötigt werde. Die Antwort lautete, dass er ein solches Ver-
auf Quellen, die er im Rahmen von Werkverträgen für die Stadtarchäologie Wien zum Festungsbau
namhaft machte und transkribierte.
322 Camesina, Urkundliche Beiträge, 83 Nr. XXX.
323 FHKA NÖHA H 85/1 (229), fol. 108r,v.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499