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206 | Christoph Sonnlechner
zeichnis nicht erstellen könne, jedenfalls aber eine große Menge an Holz und Latten
für all die in Bau befindlichen Gebäude vonnöten sei. An Bauten zählte er in der Folge
auf : die Donaubastei (= Neutorbastei), die Burg, die neu angefangene Burg, das Schloss
(Kaiser-)Ebersdorf sowie Brücken zu Ebersdorf, Himberg, Laxenburg und an anderen
Orten, außerdem ein Gebäude in Wolkersdorf.324
Am 30. Juli ordnete der Vizedom an, dass die Flößer und Schiffleute ihr Holz
zwischen Stein und Wien nicht mehr anbieten dürften. Würden sie zuwiderhandeln,
verlören sie ihre Ladung.325
Richter und Rat von Wels verteidigten sich gegen die Vorwürfe in einem Schreiben,
datiert mit 4. November 1558. Sie wurden vom Landeshauptmann zum 5. November
vorgeladen, leisteten der Vorladung allerdings offensichtlich nicht Folge, nahmen aber
schriftlich Stellung. Die lange Verzögerung der Reaktion auf die Vorwürfe bzw. Vor-
ladung wird mit der Erkrankung des Welser Stadtschreibers erklärt und damit, dass
viele Flößer beim Weinlesen eingesetzt gewesen wären. Nun aber hätten die Flößer
ihren Bericht übergeben. Sie würden selbstverständlich nicht die Bauarbeiten an den
Wiener Gebäuden behindern wollen und so viel Holz wie möglich an all die Orte
transportieren, die sie auch für gewöhnlich mit Holz versorgen würden. Allerdings sei
es gerade in Wien in letzter Zeit immer wieder zu Schwierigkeiten mit der Bezahlung
gekommen.326
In ihrem schriftlichen Bericht vom 5. November 1558 boten die Flößer mehrere Be-
gründungen an : 327 Als ersten Grund für den Versorgungsengpass gaben sie an, dass es
schlicht keinen Holznachschub gäbe. Sie bekämen nicht genug von den Holz- und Sä-
gemeistern. Man habe auch schon dem Bürgermeister und Stadtkämmerer von Wien
mitgeteilt, dass das angeforderte Holz nicht geliefert werden könne, da seit Laurentius
(10. August) fast nichts auf der Alm aus dem Viechtwanger Gebiet herauskomme, was
einerseits mit dem Holzmangel, andererseits mit dem geringen Wasserstand der Alm
zu tun habe.328 Dass der Mautner von Stein ihnen nun befehlen solle, das Holz nach
324 Ebd. 111r,v.
325 Ebd. 110r,v.
326 Ebd. 109r,v.
327 Ebd. 114r‒120r.
328 Ebd., fol. 115r : Woll seint wir ingedennckh das in jungstverruckhter sumerzeit der herr statkhamrer vnnd
purgkhmaister von Wienn vnns hieher vmb holtzwerch geschriben vnnd hinab zu schickhen begert haben aber
darauf ine purgkhmaister vnnser warhaffte enntschuldigung zuegeschriben, nemblich das desselbenmals alhie
souill holtzwerch als er zehaben vermaint, nit vorhannden, noch von wegen des khlain wasser, nit aus dem
Viechtwanng, ob dj holtzmaister schon damit gefasst gewest waren, hieher gefuert hab mugen werden, sambt
dem das vnbewist sey, wann oder in was zeyt, die holtzmaister souill holtzwerch darbringen khunden, dann
derselben zeyt vnmuglich gewest, ain ainigen gefassten floß, auf der Alben heraus zufüeren, wie dann seit
laurenti her nit vber zehen gadn holtz heraus geen Wells khomen.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499