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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 217
Die Anforderungen, die an die Verwaltung knapper natürlicher Ressourcen gestellt
wurden, haben oft zu Innovationen geführt. Technische Innovationen standen häufiger
im Fokus von Innovationsstudien, während Innovationen in der Aufbau- und Ablauf-
organisation der Zugangsregulierung zu solchen Ressourcen trotz ihrer Bedeutung
bislang weniger Berücksichtigung gefunden haben. Eine wichtige Innovation in der
Verwaltung war die Einführung von Teams aus zwei Personen, die einander über-
wachten.360 Genau so eine Konstruktion sahen die Wiener für das städtische Ziegel-
schafferamt in ihrer 14 Punkte umfassenden Instruk tion vom 28. April 1548 vor. Ein
sogenannter gegenhanndler wurde als zweite Person für die Oberaufsicht über die Her-
stellung von Ziegeln für die Festungsanlagen installiert, um die Ordnungsmäßigkeit
des Ziegelbrennens zu erhöhen.361
Brenn holzbeschaffung war den Verantwortlichen, die diese Instruktion formulierten,
ein großes Anliegen, wie in Punkt 6 des Textes deutlich wird. Der Text beginnt mit
einem klaren Hinweis darauf, dass Brennholz die wichtigste Ressource für die Zie-
gelherstellung ist. Die richtige Länge von Brennholzscheitern wird beschrieben : Die
Stücke dürfen nicht zu klein oder nur aus Zweigen sein, weil solche nur von geringem
Nutzen für das Feuer sind. Das Holz wurde aus den Auen geliefert. Es wurde Vorsorge
getroffen, dass kein brauchbares Holz aus der Auenlandschaft ungenutzt bleibe. Die
Dynamik der Donau sei jedenfalls zu berücksichtigen. Holz wurde oftmals an den
Ufern von Donauarmen zwischengelagert, allerdings bei höheren Wasser ständen oder
Hochwassern von dort weggespült. Daher sollte Holz ohne vorherige Lagerung in
diesen Bereichen sofort zu den Öfen gebracht werden.362
360 Sonnlechner/Winiwarter, Recht und Verwaltung, konnten eine Reihe von Innovationen in der
Verwaltung von Holz für die Salinen des Erzbischofs von Salzburg zeigen. Eine der wichtigsten Inno-
vationen in der Verwaltung der Salzburger Wälder war die Einführung von Teams aus zwei Personen,
eine aus der lokalen Gemeinde, um den örtlichen Förster zu überwachen. Jede dieser Innovationen ist
in einer »Waldordnung« dokumentiert. Die Entwicklung der Verwaltung im Laufe der Zeit kann auf
diese Weise untersucht werden.
361 WStLA, HA Akten, 6/1548 : Demnach damit hinfuran in disem ambt etwas ordennlicher gehanndlt unnd
merer vleiß ankherdt werde, so habenn sy irenz zieglschaffer noch ain mitverwannte person zu ainem gegen-
hanndler fürgenomen.
362 Ebd., Artikel 6 : Das holtz, an dem bey disem hanndl am maissten gelegen, sollen sy zu rechter zeit bestellen, unnd
zuvor ann stämen vleissig besehen, damit nit gar zeclain oder zevill pruglich (so im feur unergibig) ist, darnach die
kheuff in beysein der herrn chamrer beschliessen unnd auff hieyge stat claffter maissen, auch zum anladen, da es am
geringsten zum gestat zubringen , zue füeren lassen, darzue ablegen jer ainer selbs beim abmessen unnd abraitten
sein, damit nichts in auen ubersehen. Dieweil auch manigs mall gespürdt, das durch wassergüssen scheffleut unnd
annder weg, sonnderlichen am gstat, so es lanng gelegen, merkhlicher schaden beschehen, daran der cosst verloren,
derhalben solches holz unverzagenlich vom gstat nach der claffter oder zülln alher, unnd dannen weitter mit fuer,
in massen der viert unnd fünfft artickhl ausgewiesen, in zieglhoff bringen, alda mans widerumben aufrichten,
abmessen unnd beschreyben soll, so wierdt der abganng wie offt es nodt hierinen befunden unnd zuwissen sein.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499