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236 | Christoph Sonnlechner
9.7, S. 484 Nrr. 5 und 6) heranzuziehen ; von letzterem insbesondere die Ansichten
von Wien von Süden und Norden (Anhang 9.7, S. 484 Nrr. 3 und 4). Den Darstel-
lungen von Lautensack (Anhang 9.7, S. 485 Nrr. 8 und 9) und Mayr (Anhang 9.7,
S.
487 Nr. 14) kann in Hinblick auf die Details der Vorstadtsituation nur sehr bedingt
Quellenwert zugesprochen werden, haben sie doch zu sehr ein bestimmtes Geschehen
im Blickpunkt. Selbiges wird inszeniert. Details der Topografie und Bebauung spielen
keine hervorragende Rolle. Schließlich wird in Einzelfällen noch Jacob Hoefnagels
Vogelschau (unten Anhang 9.7, S. 490 Nr. 23) herangezogen werden.
Im Vergleich zum Wolmuet-Plan geben sowohl der Karlsruher als auch der Dresd-
ner »Angielini«-Plan eine geringere Bebauung in der Zone zwischen Stadtmauer und
Wienfluss wieder. Westlich der steinernen Brücke vor dem Kärntner Tor ist am Karls-
ruher Plan eine kleine Ansiedlung mit drei Häusern und einem Brunnen zu erkennen.
Auf dem Dresdner Exemplar ist die Ausdehnung der Siedlung entlang des Wien flusses
etwas größer. Ein Brunnen ist hingegen nicht eingetragen. Östlich der dargestellten
steinernen Brücke ist eine Art Gewerbesiedlung zu erkennen, die aus länglichen, pa-
rallel zueinander angeordneten Gebäuden besteht und von der steinernen Brücke bis
über den Mühlbach in Richtung Osten reicht. Sie weist noch eine halbe zweite Zeile
auf der anderen Seite des Wegs auf. Nördlich schließt dann bis zum Stubentor ein
Bereich an, der von der Nutzung her nicht deutlich ausgewiesen wird. Areale sind
mit Holzzäunen umgrenzt und spärlich mit Bäumen bestanden. Holzzäune markieren
auch einige Gassen und Wege. Die Böschung zum Wienfluss hin ist ebenfalls mit
einem Holzzaun markiert. Die Bebauung ist spärlich, möglicherweise wurden in den
Jahren davor tatsächlich Absiedlungen von Gewerbebetrieben, insbesondere Mühlen
aller Art, vorgenommen.50 Die beiden noch bei Wolmuet (Abb. 43) eingezeichneten
50 Camesina, Urkundliche Beiträge, CLVII ; vgl. auch KA HKR 1558 April Nr. 340 Registratur : Ent-
schließung Ferdinands an den Bürgermeister von Wien, wonach Weißgerber und Lederer ihre Häuser
und Werkstätten vor dem Stubentor abbrechen und den Platz räumen müssen. Die Mühle, die zuvor
oberhalb der Heiligengeistmühle (lag bei der steinernen Brücke vor dem Kärntner Tor) gelegen war, soll
stromaufwärts an der Wien gegen die Steinmühl hin wiederaufgebaut und eingerichtet werden. Dort
sollen sie dann weiter ihr Handwerk treiben. Jeder soll genauso viel Grund wieder bekommen, wie er
durch die Räumung verloren hat. Jedoch dürfen kein Keller und keine Grube gegraben werden, kein
Mauerwerk aufgeführt werden, lediglich Holzbauten sind erlaubt
– bei strengster Strafe. KA HKR 1558
April Nr. 343 Registratur (24. April 1558) : Es geht wieder um den zu räumenden Platz von oberhalb der
Heiligengeistmühle aufwärts gegen die Wien bis zu der Steinmühl. Die Weißgerber und Lederer sollen
in die Scheffstraße vor dem Stubentor ziehen. Für den Umzug gibt es drei Monate Frist. Bürgermeis-
ter und Rat sollen Sorge tragen, dass das passiert und der Platz geräumt werde. Siehe auch KA HKR
1558 Mai Nr. 412 Registratur (1. Mai, Schreiben Hermes Schallautzer) : Platz vor dem Stubentor ist
zu räumen und also dem statgepeu daselbs weiter khain hinderung machen. Sowie zur Absiedlung diverser
Mühlen : KA HKR 1566 Jänner Nr. 1 Registratur (Brief Maximilians) : Mahl-, Stampf-, Weißgerber-,
Schleif-, Säge- und Papiermühlen sollen vor der Stadt, unterhalb der Schlagbrücke hinter den Häusern
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499