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246 | Christoph Sonnlechner
einen Teil der »Insel« aufschütten müsse, um ihn wasserfrei zu halten und bewohnbar
zu machen. Sollten die potenziellen Siedler Bedenken haben, so solle man sich das vor
kurzem erbaute neue Haus von Wolff Fischer ansehen, das als Modell (ain modell) für
alle künftigen Häuser dienen könne. Er hat nämlich den Grund so hoch gemauert, dass
ihn das Wasser nicht übersteigen könne. Darauf hat er sein Haus gebaut. Ein weiteres
gemauertes Haus ohne Aufschüttung sei neben dem »Weißen Engel« zu sehen.
Der Kaiser meldete Zweifel an der Sicherheit der neuen städtischen Ansiedlung
zwischen Schlag- und Taborbrücke an, welchen Poppendorf zu begegnen wusste. Ins-
besondere wurde vom Kaiser gefragt, ob die »neue Stadt«74 nicht eher dem Feind die-
nen würde und damit für die Stadt schädlich wäre. Poppendorf konterte, dass man eine
»Hauptberatschlagung« veranlasst habe und alles Pro und Contra abgewogen habe.
Fakt sei, dass in Vergangenheit und Gegenwart sehr hohe Kosten für die Befestigung
der Stadt Wien aufgewendet wurden und werden. Poppendorf holte daraufhin argu-
mentativ weiter aus und skizzierte strategische Überlegungen zur Verteidigung einer
Stadt und die konkreten Probleme im Falle von Wien : Hauptstück einer Festung sei,
dass ringsherum die Plätze geräumt werden und dem Feind die Vorteile der Verbau-
ung entzogen würden, damit er nicht sofort herankomme, sich verschanzen und die
Geschütze in Stellung bringen könne. Der Feind müsse, soweit möglich, vor der Stadt
aufgehalten, bekämpft und dezimiert werden. Ein weiterer Vorteil des Aufhaltens vor
der Stadt sei, dass man dann erkennen könne, wohin er sich vorarbeiten und an wel-
chem Ort er die Befestigung angreifen wolle. Man müsse den Feind so lange wie
möglich aufhalten, damit ihm der Proviant ausgehe und Zermürbung eintrete. Man-
chen Nachteil könne man nicht abwenden, aber die Vorstädte und Gärten, welche der
Befestigung schädlich sind, sollten entfernt, Gräben und Keller verschüttet und ein
• vom A bis zum B sind 119 klaffter [226 m] und ist A der höchste ort, da nie kain wasser hinkumbt, auch in
der großen sumergüß die vor 5 jaren [also 1572] gewest, truken beliben
• B ist in dieser lini der nideriste ortt und umb 4 schuch 8 zoll [1,48 m] niderer als der A
• Vom B bis zum C sind 245 ½ [466 m] klaffter
• C ist umb 3 Schuch 1 ½ Zoll [0,99 m] höher als B und ist mit mer als umb 1 Schuch 1 ½ zol [0,36 m] niderer
als A
• D : Vom C bis zum D sind 62 ½ klaffter [119 m]
• E : die alt Täber Bruggen
• Und in ainer summa von der Schlag bis zue der alten Täber Bruggen sind 736 ½ klaffter [1.397 m]
• H ligt umb neun zoll [0,24m] niderer als G
• G ist umb 4 zoll [0,15m] höher als B
74 Die Quellen berichten von der newen statt. Man hatte offensichtlich vor, eine zweite befestigte Siedlung
mit städtischer Infrastruktur zu etablieren. Details zu dem Geplanten sind nicht zu eruieren, jedoch
lassen die Ausführungen keinen Zweifel daran, dass es sich um eine eigenständig funktionierende, befes-
tigte zivile Ansiedlung handeln solle, die zu Verteidigungszwecken optimal ausgebaut werden sollte.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499