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248 | Christoph Sonnlechner
Verteidigung schulen, dann könne sich der Feind nicht der Insel bemächtigen. Dazu
würde man noch eine geringe Anzahl Soldaten aufbieten, und der Feind könnte die
Donau nicht sperren, solange er nicht die Insel in Besitz genommen habe.
4. Würde der Feind die Insel nicht halten, so wäre die Stadt von der Wasser- bis zur
Bürgerbastei nicht belagert und erforderte an diesen Orten nicht so viel Gegenwehr.
Die Besatzung der Stadt könnte damit um etliche Tausend Mann geringer sein, als
wenn man sich an dieser Stelle gegen den Feind verteidigen, täglichen Anläufen,
Beschießungen und Sturm standhalten müsste.
5. Es sollten zwei Blockhäuser (= befestigte Verteidigungsbauwerke) erbaut werden :
eines gegenüber der Glashütte, wo die alte Taborbrücke war, das andere, wo die alte
Wolfsbrücke angefangen hatte. Damit könnte man die Stadt viel leichter verteidi-
gen. Würde man dann noch ein Blockhaus dort erbauen, wo die Wolfsbrücke einst-
mals endete, so könnte eine große Zahl Soldaten dort sicherer liegen. Der Feind
könnte die Stadt nicht sperren. Die Vorteile für eine Stadt, die nicht abgeriegelt und
ringsum belagert ist, liegen auf der Hand.
6. Wenn man die Soldaten auf die Stadt und die »neue Stadt« verteilen könnte, wären
sie nicht so ungesund in der Stadt zusammengepfercht. Im Fall der Bedrohung
könnten außerdem Soldaten von der Stadt in die »neue Stadt« und umgekehrt ver-
legt werden. Außerdem müsse gesagt werden, dass im Falle einer Belagerung heran-
geführte fremde Truppen im Feld auf dem Wolf lagern müssten wie bei der letzten
Belagerung und allen saisonalen Wetterunbilden, auch Wasser- und Eisgüssen aus-
gesetzt wären. Würde man gleich mehr Soldaten in trockenen Wohnungen in der
Stadt und der neuen städtischen Siedlung vor Ort haben, wäre viel gewonnen.
7. Zudem müsse man sehen, dass durch eine neue Stadt die Mannschaft erweitert, das
Gewerbe gefördert und das »politische Leben« im Gegensatz zu dem, was jetzt in
den Vorstädten herrsche, verbessert würden. Schließlich habe der Kaiser dann zwei
»Städte« anstatt wie bisher nur einer.
Demgegenüber seien keinerlei Nachteile solch einer neuen Stadt für die alte erkenn-
bar ; auch kein Vorteil für den Feind. Selbst wenn sie nicht befestigt wäre, hätte der
Feind keinen Vorteil gegenüber dem jetzigen Zustand. Würde die alte Stadt verlo-
rengehen, könnte die neue entscheiden, ob sie sich verteidigen oder über die Donau
abziehen und die Brücken hinter sich zerstören will.
Es sei nun die Entscheidung des Kaisers, der Beratschlagung zu folgen und die Vor-
städte auf die Insel zu verlegen und den Graben rings herum (dem vor Jahren gemachten
Abriss gemäß) zu verstärken und zu verzeichnen. Den Siedlern auf der Insel solle man
die Bauplätze und Gassen bezeichnen und so einen Anfang machen. Vor etwa sechs
Wochen hätten er, Poppendorf, und Freiherr Lazarus von Schwendi einen Augenschein
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499