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Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien | 297
des Baus fertiggestellt. Dieser Zustand tritt uns im Wesentlichen auf dem Karlsruher
»Angielini«-Plan entgegen. Der Haupttrakt reicht L-förmig von der Minoritenkirche
in Richtung Burg. Daran schließt in Richtung Südwesten ein großer Hof mit zwei
kleinen Gebäuden an. Die Baustruktur des von Serava 1537 gegründeten alten Spitals
samt Erweiterung um den anscheinend mit einem Gang über den Hof verbundenen
Meierhof ist im südlichen Teil des Baukomplexes zu erkennen. Die ausgewiesene Ka-
pelle ist wohl bereits die 1554 an das Spital übertragene gotische Kapelle der hl. Ka-
tharina aus dem Gebäudekomplex der Minoriten und nicht mehr die alte Kapelle des
Serava-Spitals.219 Der Meierhofkomplex ist durch eine Mauer vom Spitalshof getrennt.
Die Minoritenkirche ist in allen drei Plänen dargestellt und im Wiener Exemplar mit
»s. croze«, im Karlsruher mit S. Crose und im Dresdner mit »s. croce« beschriftet.
Das Niederösterreichische Landhaus wird in der Wiener und in der Karlsruher Über-
lieferung eingezeichnet, aber lediglich im Wiener Exemplar auch als »landthavs«
bezeichnet. Während das Dresdner Exemplar lediglich einen Vierkantbau mit großem
Innenhof zeigt, weist das Wiener Exemplar noch einen Turm mit zwei Fenstern rechts
neben dem Tor aus (Abb. 71‒72). Auf dem Blatt der Dresdner Überlieferung fehlt es
dagegen. Das Freihaus samt Garten wurde am 25. April 1513 von Wolfgang, Erasmus
und Hartmann von Liechtenstein an die drei Stände der Landschaft (Prälaten-, Her-
ren- und Ritterstand) unter dem Landmarschall Wilhelm von Puchheim verkauft. Der
Bau des Hauses der niederösterreichischen Stände begann kurz danach.
219 Diese Situation ist auf den Plänen von Wolmuet, Suttinger und Steinhausen (Anhang 9.7, S. 484 bzw.
491 f. Nrr. 6, 25 und 26) gut zu erkennen. Auch auf dem Schlierbach-Plan (Anhang 9.7, S.
491 Nr. 24)
ist das Hofspital dargestellt. Vgl. Opll/Scheutz, Schlierbach-Plan, 76 f.
Abb. 71 : Das Landhaus auf der
Wiener Version des »Angieli-
nischen« Wien-Plans (Aus-
schnitt). – ÖNB.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499