Seite - 307 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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Zusammenfassung und Summary | 307
Großbauprojekt der Wiener Stadtentwicklung wurde umfassend unter Heranziehung
sämtlicher verfügbarer Quellen analysiert und die bastionäre Befestigung im europä-
ischen Vergleich als Vorreiter qualifiziert. Man griff nämlich in Wien die effizienteste
Befestigungstechnik auf, die es im damaligen Europa gab, und man bediente sich ganz
gezielt italienischer Festungsexperten, die trotz der Beschäftigung auch einheimischer
Fachleute eindeutig den Ton angaben. Mit dem Tod Kaiser Ferdinands I. 1564 waren
die wesentlichen Bautätigkeiten an der Festung abgeschlossen. Statische sowie natur-
räumliche, aber auch witterungsbedingte Probleme an der Donauseite und Geldman-
gel verzögerten die Vollendung.
Mit diesen Bauarbeiten untrennbar verbunden ist die Existenz von ausgespro-
chen frühen Stadtplänen, unter denen die 1547 entstandenen Werke des Augustin
Hirschvogel und des Bonifaz Wolmuet seit langem bekannt sind. Dies gilt für die
in der vorliegenden Studie analysierten Angielini-Pläne keinesfalls im selben Aus-
maß. Sie wurden bisher höchstens beiläufig erwähnt, abgebildet wurde im Regelfall
nur die Wiener Version dieses Stadtplans. Dabei bieten diese drei Wien-Pläne neben
der Grundrissdarstellung der Häuserblöcke innerhalb der Fortifikationen, sowohl von
diesen Befestigungen als auch von einer großen Zahl markanter Gebäude Ansichten,
ja solche finden sich zudem für die in den Karlsruher und Dresdner Überlieferungen
eigens eingetragenen Vorstadtzonen. Die Pläne stehen mit dieser gemischten Darstel-
lung von Grund- und Aufriss in einer Tradition, die ihre Fortsetzung fand, wie etwa
an dem erst vor kurzem bekannt gemachten Wien-Plan aus dem Nachlass des Job
Hartmann von Enenkel aus den frühen 1620er Jahren zu sehen ist.
Die detaillierte Autopsie der drei Wien-Stadtpläne bildet einen ganz zentralen Teil
der vorliegenden Untersuchung. Für diese Pläne lassen sich Anhaltspunkte für die Da-
tierung anhand wiedergegebener Bauten gewinnen : in der Wiener Version das 1558
begonnene und seit 1572 vom Oberen Zeughaus unterschiedene Untere Zeughaus,
der 1564/65 vollendete Röhrenbrunnen am Hohen Markt ; im Karlsruher Exemplar
das gegen 1560 errichtete langgestreckte Gebäude (Gebäudekomplex) auf der Brand-
statt. Die Stadtbefestigung zeigt auf allen drei Versionen den um 1565 erreichten Aus-
baustatus, die Ufersituation zwischen Befestigung und Donau den Zustand nach den
Hochwassern von 1565/66. Die Pläne sind somit nach 1565/66 entstanden. Fügt man
dem die äußerst wahrscheinliche Autorschaft eines oder mehrerer der Angielinis als
Argument hinzu, so ist von einer Entstehung der »Angielini«-Pläne von Wien um
1570 bzw. in den frühen 1570er Jahren auszugehen. Vielleicht existierten einer oder
mehrere Pläne, die als Vorlag(en) für die drei bekannten Versionen dienten. Zahlreiche
Unterschiede zwischen den Exemplaren konnten im Detail bei der Darstellung der
Befestigung ermittelt werden. Schwer beurteilbar bleibt, was absichtlich weggelassen,
hinzugefügt oder formal verändert wurde, um sie idealer erscheinen zu lassen, als sie in
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499