Seite - 365 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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Historische Erläuterungen : Die steirische Landeshauptstadt war seit dem 15. Jahr-
hundert mit der Gefahr osmanischer Einfälle und Übergriffe konfrontiert und wurde  –
insbesondere ab der Entstehung eines eigenen innerösterreichischen Herrschaftsbe-
reichs der Habsburger nach dem Tod Ferdinands I. und mit dem Regierungsantritt von
dessen Sohn, Erzherzog Karl von Innerösterreich 
– ab 1564 neben Wien zum wichtigs-
ten Vorposten sämtlicher Abwehrmaßnahmen gegen die Hohe Pforte auf dem Boden
der habsburgischen Stammlande. Ab 1578 gab es dann in Graz sogar einen eigenen
innerösterreichischen Hofkriegsrat. Der Ausbau der Grazer Befestigungsanlagen geht
auf die Initiative Ferdinands I. ab 1544/45 zurück, wobei vor allem Domenico dell’Allio
zu nennen ist, der hier als Superintendent von 1545 bis 1563 wirkte. Die vier Plan-
ansichten der Stadt Graz im Angielinischen Werk haben in der bisher vorliegenden
stadtgeschichtlichen Literatur nur in Ausnahmen (Reichhalter ; Toifl, Uhrturm)
Behandlung gefunden und waren offenbar bislang kaum bekannt. Am ehesten zu ver-
gleichen sind sie mit der Grazer Stadtansicht im Innenhof des Palazzo Vecchio in Flo-
renz aus dem Jahr 1565. Sie bieten in jedem Fall zu den seit den 1990er Jahren deutlich
an Intensität zugenommenen Studien zur Grazer Stadtentwicklung höchst aufschluss-
reiche Ergänzungen. Im Unterschied zu den Festungsplänen des Königreichs Ungarn
geht es hier  – ähnlich wie in den gleichfalls in den Angielinischen Opera überlieferten
Darstellungen von Wien und Ljubljana  – freilich nicht um Ausbau- oder Erweite-
rungsvorschläge, sondern um eine Dokumentation des Ist-Zustandes der im Rahmen
der Herrschaftsausübung wie für die Organisation der Osmanenabwehr bedeutsamen
Stadt.  – Ein Vorschlag betreffs einer Verbesserung der Grazer Fortifikationen aus den
späten 1650er Jahren (Hinzufügung von Ravelins) ist in der von Martin Stier vorgeleg-
ten Relation von 1660 (ÖNB Cod. 8608 Han, fol. 8) enthalten.
Datierung : Eine exakte Datierung der vier Graz-Darstellungen lässt sich schwer
eruieren. Die Baumaßnahmen des 17. Jahrhunderts (u. a. das Mausoleum) fehlen
selbstverständlich. Wie die unterschiedlichen Darstellungen  – nur im Wiener Cod.
8609 Han ist auch der Bereich des »Sacks« unterhalb des Schlossberges und entlang
der Mur im Detail erfasst  – zu deuten sind, muss offen bleiben. Nach dem Vergleich
mit dem sonstigen Material dieser Atlanten dürften die Darstellungen am ehesten aus
den frühen 1570er Jahren stammen. In der auf Graz bezogenen Literatur (Reichhal-
ter ; Toifl, Uhrturm) finden sich Datierungsangaben, die zwischen vor 1565 und um
1570/71 schwanken. Einen Terminus ante quem bildet nicht zuletzt der hier noch zu
sehende gotische Palas der Burg, der 1577 abgetragen wurde (Kramer/Toifl, Vor-
burg wird zur Festung, 131 f.)
Verfasser : Eine Zuweisung an Nicolò Angielini ist nicht möglich, doch ist nach
dem Überlieferungskontext von einem Zusammenhang mit dem kartografischen
Schaffen der Familie Angielini auszugehen.
					
				
						Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
							Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
								
				- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
-  1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
			
				- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
 
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
-  5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
			
				- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
 
-  6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
			
				- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
-  6.3 Die Befestigung 250
			
				- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
 
- 6.4 Das Stadtinnere 294
 
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
-  9 Anhang 325
			
				- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
 
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499