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380 | Ferdinand Opll
der habsburgischen Gebiete unter der Leitung des 1556 gegründeten Hofkriegsrates
aufgebaut wurden, war sie das Zentrum der sogenannten »oberungarischen Grenze«.
Ein verheerender Stadtbrand fügte 1556 auch den seit dem frühen 15. Jahrhundert
in Stein ausgebauten Befestigungen Schäden zu. Verschiedene italienische Festungs-
baumeister, unter ihnen Ottavio Baldigara und Pietro Ferabosco, waren danach mit
Wiederherstellungs- und Ausbauarbeiten beschäftigt. 1564 waren hier 400 deutsche
Schützen samt dem Artilleriepersonal (Artholorei Personen) und in den umliegenden
Dörfern 685 Berittene stationiert (ÖStA, Kriegsarchiv, AFA 1564/2/ad 10 Litt. a).
Auf den »Angielini«-Plänen ist die Elisabethkirche, der heutige Dom (Abb. 82), her-
vorgehoben, die um diese Zeit gleichfalls schon bestehende Friedhofskapelle St. Mi-
chael unmittelbar südlich des Gotteshauses findet dagegen keine Berücksichtigung. In
den Civitates Orbis Terrarum von Braun/Hogenberg ist eine Ansicht der Stadt aus
der Zeit vor 1600 enthalten (Abb. bei Rózsa, Városok, 66 Nr. 59, sowie bei Füssel
[Hg.], Städte der Welt, 466 f.), die der aus den südlichen Niederlanden stammende,
am 30. November 1605 in Graz verstorbene Egidius van der Rye angefertigt hat und
die über die Vermittlung des Georg Hoefnagel (gest. 1600) an die Herausgeber des
Städtebuches gekommen ist (Depictum ab Egidio vander Rye Belga comm[unicavit] Ge-
orgius Houfnaglius ao 1617.). – Die Altstadt von Košice präsentiert im Verlauf von
Straßenzügen
– im Süden etwa der Verlauf von Vrátna und Zvonárska
– bis heute den
Umriss der Stadtbefestigung.
Datierung : Obwohl ein absoluter Nachweis für die zeitliche Einordnung der fünf
Grundrisse in die frühen 1570er Jahre nicht zu führen ist, gehören sie ohne jeden
Zweifel in die Phase intensiver Planung und Bautätigkeit in diesen Jahren (siehe bei
Eger, S. 359 Nr. 8).
Verfasser : Eine Zuweisung der Pläne von Košice an Nicolò Angielini, wie sie sich
in der Literatur findet, lässt sich nicht sicher nachweisen. Mit dem kartografischen
Schaffen der Angielini-Familie – Natale Angielini weilte 1565 in Košice – sind sie
aber in jedem Fall eng verknüpft.
Literatur : Zur Geschichte von Košice vgl. Krones, Kaschau, 1–56, sowie jüngst die
Beiträge in : Hajduová/Bartoš (eds.), Košice ; Kohler, Ferdinand I., 172 ; Mag-
giorotti, Architetti, 341–344, 430 (Baldigara), 434 (Felice da Pisa und Pietro Fer-
abosco) ; Pálffy, Türkenabwehr, 95 f.; Ders., Anfänge, 10 und 18 (Natale Angielini in
Košice und Oberungarn) ; Winkelbauer, Ständefreiheit und Fürstenmacht I, 441 ; zu
Egidius van der Rye siehe das Biografisch portaal van Nederland (http://www.biogra-
fischportaal.nl/persoon/69527926 /10.5.2014).
Abbildung : Kisari Balla, Kriegskarten, 189 und 569 Nr. 310 (3) (Datierung auf
1572–1573 ; Zuweisung an Nicolò Angielini) ; Online-Digitalisat siehe oben S. 61
Anm. 186 (1) und oben S. 65 Anm 203 (2).
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499