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404 | Ferdinand Opll
Historische Erläuterungen : Ein Streiflicht auf die historische Situation von Ónod
wirft ein Schreiben des designierten Bischofs von Eger, Antonio Veranzio, an Kai-
ser Ferdinand I. vom 3. Oktober 1560, in dem über die Aussöhnung mit dem adeli-
gen Herrn der Burg und auch die bedrohte Lage an der Grenze berichtet wird. Die
fünfeckige, äußerst groß dimensionierte Festung, in deren Südostecke die ältere und
bis heute in Resten erhaltene Burg zu stehen gekommen wäre, dürfte niemals gebaut
worden und Projekt geblieben sein. – Auf der Josephinischen Landesaufnahme ist
die Anlage als Altes Schl(oss) in einer Flussschlinge des Sajó zu sehen, von dem etwas
nördlich kleinere Arme abzweigen und einen Graben um die Burg bewässern ; auf
der Franziszeischen Landesaufnahme ist von einer Ruine die Rede, wobei sich hier
noch das gesamte Viereck zeigt, allerdings kein Wassergraben mehr zu erkennen ist
(die Landesaufnahmen auf www.mapire.eu /8.3.2015). – Heute befindet sich die An-
lage (Ónodi vár) am Ende der Vár utca und ist durch einen Wall vom Flussufer ge-
trennt. Gut erhalten ist der nahe am Fluss stehende, zum Teil wiederaufgebaute und
mit neuem Dach versehene südöstliche Eckturm (Abb. 85), in geringen Resten der
Nordostturm, in deutlich massiverer Form der Nordwestturm. Im Inneren der Anlage
weisen eine Reihe freigelegter Mauerzüge auf die ältere Bebauung des Areals hin.
Datierung : Eine exakte Datierung der fünf Grundrisse lässt sich nicht eruieren,
doch dürften die Darstellungen nach dem Vergleich mit dem sonstigen Material dieser
Atlanten am ehesten aus den frühen 1570er Jahren stammen.
Verfasser : Eine Zuweisung an Nicolò Angielini ist nicht möglich, doch ist nach
dem Überlieferungskontext ein Zusammenhang mit dem kartografischen Schaffen der
Familie Angielini durchaus denkbar.
Literatur : Ónod wird in der für die vorliegende Untersuchung herangezogenen Li-
teratur nicht behandelt ; einige Informationen, darunter das hier angeführte Schrei ben
des Bischofs von Eger (zu diesem siehe auch die Hinweise bei Nové Zámky, S. 400
Nr. 27), und auch Aufnahmen der erhaltenen Reste der Burganlage finden sich auf
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%93nod (23.4.2014) ; einige Details mit weiter-
führenden Literaturhinweisen im ungarischen Wikipedia-Artikel, siehe : https://
hu.wikipedia.org/wiki/%C3%93nodi_v%C3%A1r (23.4.2014).
Abbildung : Brichzin, Ungarnkarte, in : Cartographia Hungarica 4 (1994), Abb. 20
(4) ; Kisari Balla, Kriegskarten, 190 und 573 Nr. 314 (3) (Datierung auf 1572–1573 ;
Zuweisung an Nicolò Angielini) ; Online-Digitalisat siehe oben S. 61 Anm. 186 (1)
und oben S. 65 Anm 203 (2).
29. Otočac (ostsüdöstlich Senj, etwa 45 km entfernt von den Plitvicer Seen, Kroatien)
Überlieferung : ÖNB Cod. 8609 Han, fol. 11v unten (halbseitige Darstellung ; kopf-
über eingebunden) (1). – ÖNB Cod. 8607 Han, fol. 7r (2). – GLA Karlsruhe, fol. 15r
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499