Seite - 406 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Bild der Seite - 406 -
Text der Seite - 406 -
406 | Ferdinand Opll
ohne Figuren ; sonst wie Nr. (2).
– (5) kolorierter genordeter Grundriss, der nur wenig
detailliert ausgeführt ist und keine Maßstabsleiste aufweist ; sonst wie Nr. (1).
Historische Erläuterungen : Otočac wird gemeinsam mit der dortigen Nikolaus-
kirche schon auf der Inschrifttafel von Baška, einem der ältesten kroatischen Schrift-
denkmale aus der Zeit um 1100, erwähnt (siehe : http://de.wikipedia.org/wiki/Tafel_
von_Ba%C5%A1ka /22.3.2015). Seit dem 13. Jahrhundert (1244) als Schenkung König
Bélas IV. von Ungarn in Händen der Adelsfamilie Frankopan, gehörte das nach sei-
ner Lage auf einer Insel im Fluss Gacka benannte Otočac (»Otočić« = Inselchen) mit
Brinje und Dabar (siehe S. 348 Nr. 2 und S. 354 Nr. 5) zu den Festungen gegen die
Osmanen im bergigen Hinterland von Senj (siehe S.
423 Nr. 36). Gemeinsam mit Senj
war es in den 1460er Jahren an König Matthias von Ungarn gekommen und dann Teil
der in der Adriastadt eingerichteten Grenzhauptmannschaft geworden. Vorüberge-
hend war es ab 1460 sogar Bischofssitz, wobei die Nikolauskirche als Dom fungierte,
wurde dann aber 1534/35 erneut mit der Diözese Senj vereinigt. 1530 erachtete der
Windischgrätzer Ausschusstag der steirischen Landesverordneten die Besetzung von
Senj, Otočac, Brinje und Bihać (siehe S. 346 Nr. 1) für erforderlich, 1572 waren in
der Festung 70 Mann stationiert. Herausragend war insbesondere seine strategische
Lage
– von hier aus war man rasch in Senj (siehe S.
423 Nr. 36) am Meer und in Brinje
(siehe S. 348 Nr. 2) auf dem Weg nach Norden in Richtung Zagreb (siehe S. 450 Nr.
48) ; in Richtung Norden gelangte man von hier nach Dabar (siehe S. 354 Nr. 5) und
weiter in den Raum von Lička Jesenica (siehe S. 389 Nr. 22) am gleichnamigen Fluss
bzw., weiter nach Osten, nach Drežnik Grad (siehe S. 355 Nr. 6) an der Korana, an
deren Ufer rund 10 km flussabwärts mit Tržac (siehe S. 442 Nr. 43) eine weitere Fes-
tung gegen die Osmanen lag. In östlicher Richtung schließlich konnte von hier aus
nach Passierung von gebirgigem Terrain das etwa 70 km entfernte Bihać (siehe S.
346
Nr. 1) an der Una erreicht werden. – Der Ist-Zustand der Inselfestung Otočac – hier
mit einer Kirche an der Stelle des früheren Turms – in den späten 1650er Jahren ist
in der von Martin Stier vorgelegten Relation von 1660 in einer Ansicht (ÖNB Cod.
8608 Han, fol. 94) dokumentiert, die auch die unweit des Flusses Gacka (nördlich des
heutigen Ortszentrums) gelegene dreitürmige Bergfestung (Fortezza) zeigt. Weiters
bietet Stier einen Grundriss des Ist-Zustandes, einen weiteren mit einem Vorschlag
betreffs einer weiteren Verbesserung der Fortifikationen (Anbau von fünf Bastionen)
und eine Karte, welche das Gesamtgebiet einschließlich der Bergfestung (Fortezza)
zeigt (ÖNB Cod. 8608 Han, fol. 95‒97). Darüber hinaus enthält diese Relation auch
einen Grundriss der dreitürmigen Bergfestung (Forteza) und den Vorschlag für einen
bastionären Ausbau derselben (ÖNB Cod. 8608 Han, fol. 98 und 99). – Auf der Jose-
phinischen Landesaufnahme wird die nördlich der Gacka gelegene Bergfestung des
17. Jahrhunderts als Schloss bezeichnet, auf der Franziszeischen Landesaufnahme als
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499