Seite - 409 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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und ohne Richtungspfeile ; sonst wie Nr. (1). – (5) nach Nordosten ausgerichteter, äu-
ßerst einfach gestalteter Grundriss, aber ohne den Fluss und ohne Richtungspfeile ;
Beschriftung weist auf Entwurfscharakter hin. (La fortificazione nuova non e’ fatta, ma
fa’ pensato farla della maniera che si vede.) ; sonst wie Nr. (1).
Historische Erläuterungen : Pápa wird schon im 11. Jahrhundert urkundlich er-
wähnt. Im frühen 14. Jahrhundert errichtete die Adelsfamilie Garai hier eine Burg,
die auf den Darstellungen zu sehen ist (heute Schloss Esterházy). Der hiesige Markt-
flecken konnte 1544 und 1555 osmanische Angriffe abwehren, wobei sich die Unzu-
länglichkeit der Befestigungen erwies. Ab 1560 waren hier italienische Festungsbau-
meister tätig, vielleicht 1568 wurde dann die hier überlieferte Delineatio Novae Papae
C. Guidonis (Giorgio Guidoni ?) S. Georgii (?) vorgelegt. Ohne Angabe von Quellen
auf 1575 datiert wird das Projekt Papae munienda facies et opinione Jul. Turci et Bern.
Magni. Giulio Turco ist im Juni 1568 als Zeichner mehrerer Grenzburgen im Bereich
der Bergstädte nachweisbar und war von 1569–1572 im Raum südlich der Donau als
Festungsbauspezialist eingesetzt ; von ihm haben sich die Grundrisse mehrerer klei-
nerer Festungen im Raum von Nagykanizsa von 1571/72 erhalten. Bernardo Magno
hatte 1564 in Győr gearbeitet, wo er von 1567–1577 als Superintendent wirkte, stand
1575 in Eger mit Paolo Angielini in Kontakt und ist 1586–1589 in Šurany (siehe
S. 431 Nr. 38) nachzuweisen. Gemeinsam mit Pietro Ferabosco legte er ein Ausbau-
projekt für Pápa vor. Dass von den Projekten (zunächst) nichts verwirklicht, sondern
nur ein Palisadenzaun errichtet wurde, belegt die nach Norden ausgerichtete Ansicht
von Pápa in den Civitates Orbis Terrarum von Braun/Hogenberg (1617), die ein Phi-
lipp Fernandeus angefertigt hatte und die über Vermittlung durch Georg/Joris Hoef-
nagel (gest. 1600) in das Werk eingegangen war (Abb. bei Rózsa, Városok, 99 Nr. 91,
sowie bei Füssel [Hg.], Städte der Welt, 471). – Auf der Josephinischen und der
Franziszeischen Landesaufnahme (www.mapire.eu /22.3.2015) ist die von der Festung
geprägte Kernstadtverbauung einschließlich Befestigungsresten noch gut zu erkennen.
Im heutigen Straßengrundriss der Stadt folgen – beginnend vom Schloss Esterházy
im Uhrzeigersinn – die Csáky László utca, die Deák Ferenc utca, die Kuruc utca, die
Csatorna utca und die Török Butca annähernd dem Verlauf der verschwundenen Be-
festigungen. Die an deren Nordende gelegene alte Burg präsentiert sich als das heutige
Schloss Esterházy in Form des barocken Umbaus aus der Zeit um 1740.
Datierung : Eine exakte Datierung dieser fünf Grundrisse interessanterweise keiner
davon in dem Wiener Cod. 8607 Han ist nicht zu eruieren, doch dürften sie am ehes-
ten aus der Zeit um 1570 stammen.
Verfasser : Eine Zuweisung an Nicolò Angielini ist nicht möglich, doch ist nach dem
Überlieferungskontext von einem Zusammenhang mit dem kartografischen Schaffen
der Familie Angielini auszugehen.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499