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(oben Nr. [2]) dargestellt, das sich freilich gegenüber dem Kupferstich auf die engere
Umgebung von Zakmar beschränkt. Auf dem Kupferstich wie auch auf der als Hin-
terglasgemälde im Kunsthistorischen Museum überlieferten Karte von 1566 (oben
S. 340 Nr. 6.1) ist ausschließlich in der Südostecke eine Festung mit vier (oder fünf ?)
Ecken zu erkennen, die Nordwestseite zeigt dagegen keine entsprechende Anlage. Auf
den Ungarn-Karten des Angielinischen Werks wird im Wiener und im Karlsruher
Atlas (siehe oben S. 331 Nr. 2.5 und S. 335 Nr. 4.3) ausschließlich im Südosten der
Flussinsel eine fünfeckige Festung gezeigt, im Dresdner Atlas (oben S.
338 Nr. 5.1) ist
eine beinahe die gesamte Insel einnehmende pentagonale Festung zu sehen. Bei den
eigentlichen Festungsansichten und -plänen der »Angielini«-Atlanten dagegen sind
auf beiden Blättern des Wiener Cod. 8609 Han (oben Nr. [2] und [3]), auf einem im
Karlsruher Atlas (oben Nr. [6], einem in Dresden Nr. 11 (oben Nr. [8]) und einem in
Dresden Nr. 6 (oben Nr. [10]) auch (noch) die mit vier Rundtürmen an den Ecken
verstärkte Burg (offenbar die im Vorjahr durch Stephan Báthory zerstörte Anlage)
sowie die (offenbar neue) pentagonale Festungsanlage in der Südostecke der Insel dar-
gestellt ; von einer Gesamtbefestigung der Insel durch eine Anlage mit neun Bastionen
hatte man Abstand genommen. Der tatsächliche Ausbau zu der auf den Vorschlag des
Cesare Baldigara zurückgehenden pentagonalen Festung in der Südostecke der Insel
wurde zwischen 1565 und 1570/73 unter der Leitung von Giulio Baldigara durchge-
führt. Jüngere Forschungen haben darüber hinaus gezeigt, dass unter dem Einfluss
des Lazarus von Schwendi und seiner Erfahrungen im Bereich der Niederlande auch
das Vorbild niederländischer Festungen (Hesdinfert, 1554, heute : Hesdin, Pas-de-
Calais, Frankreich ; Philippeville, 1555, Provinz Namur, Belgien) eingewirkt hat. Die
Festung war jedenfalls die erste regelmäßige pentagonale Festung in diesem Raum. –
Im 18. Jahrhundert kam es zur Vereinigung von Satu Mare mit Mintiu (= Németi)
zu einer königlichen Freistadt und zu einer tiefgehenden Umgestaltung. Auf einem
Plan des 18. Jahrhunderts (http://translate.google.at/translate?hl=de&sl=ro&u=http://
ro.wikipedia.org/wiki/Satu_Mare&prev=search /22.3.2015) ist noch die fünfeckige
Festung (bezeichnet als Forteza) samt der immer noch von Armen des Someş um-
schlossenen, nun bereits stärker verbauten Insel zu sehen. Auf der Josephinischen Lan-
desaufnahme ist dann der nördliche Someş-Arm, der die Inselzone von dem nördlich
des Flusses gelegenen Bereich von Németi (Mintiu) abtrennte, bereits zugeschüttet
und die pentagonale Festung mit Ausnahme ihrer südöstlichen Bastion praktisch nicht
mehr zu erkennen. Auf der Franziszeischen Landesaufnahme ist dieser Prozess wei-
tergegangen (beide Landesaufnahmen : www.mapire.eu /22.3.2015). Heute erinnert
praktisch nichts mehr an die ältere Topografie.
Datierung : Die insgesamt zehn auf Satu Mare bezogenen Darstellungen in un-
seren Atlanten stehen zum einen mit den militärischen Ereignissen des Jahres 1565,
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499