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438 | Ferdinand Opll
dert gesetzt wird, im Verzeichnis des Stockholmer Kriegsarchivs (siehe oben S. 345) zu
»1650 ?–1699 ?«.
Benennung : Die Benennung lautet durchgehend »TATTA«/Tatta.
Beschreibung : (1) kolorierter, annähernd nach Südosten ausgerichteter Grundriss
einer quadratischen Burg mit Ecktürmen, Kapelle und Innenhof auf einer Insel in
einem See (= Tatai öreg to) mit vorgelagerter Festung mit einer runden und einer ecki-
gen Bastion sowie einem Wassergraben ; gestrichelte Linien zeigen die geplante Er-
richtung zweier zusätzlicher Eckbastionen und die Umgestaltung der runden Bastion
zu einer spitzen Anlage ; weist eine Maßstabsleiste, aber keine Richtungspfeile auf. –
(2) kolorierter, annähernd nach Südosten ausgerichteter Grundriss in grafisch beson-
ders ausgefeilter Form ; sonst wie Nr. (1). – (3) kolorierter, annähernd nach Südosten
ausgerichteter Grundriss, wie Nr. (1).
– (4) kolorierter, annähernd nach Nordwesten (!)
ausgerichteter Grundriss ; sonst wie Nr. (1). – (5) annähernd nach Nordwesten ausge-
richteter Grundriss, grafisch äußerst einfach gestaltet ; sonst wie Nr. (4).
Historische Erläuterungen : Die Burg Tata am Öreg-See entstand während des
14. Jahrhunderts als Sitz der Adelsfamilie Lackfi, die damals durch drei Generationen
die Woiwoden in Siebenbürgen stellte. Die Burg wurde unter König Sigismund zum
königlichen Palast vom Typus einer Kastellburg ausgebaut und unter Matthias Corvi-
nus im Stil der Renaissance umgestaltet. Noch 1542 plädierten die Reichsstände dafür,
hier im Falle eines osmanischen Angriffs 250 Mann zu stationieren. 1543 kapitulierte
man vor den Osmanen, und Tata wurde erst 1566 wieder zurückerobert. In der Folge
wurde die Festung ausgebaut, woran u. a. Pietro Ferabosco beteiligt war. Von weiteren
italienischen Festungsbaumeistern waren um 1568 Bartolomeo da Ponte und 1574
Bernardo Magno hier tätig. Die Überlegungen zum Ausbau und zur Umgestaltung der
Eckbastionen sind in den hier untersuchten Darstellungen gut zu fassen. In der durch
Georg Hoefnagel (gest. 1600) an das Städtebuch von Braun/Hogenberg vermittelten
Ansicht (Abb. bei Rózsa, Városok, 130 Nr. 125 ; Füssel [Hg.], Städte der Welt, 470),
die in der Ausgabe der Civitates Orbis Terrarum von 1617 enthalten ist, weist Tata
drei eckige Bastionen und eine runde Bastion auf. Auf den militärischen Landesauf-
nahmen des 18. und 19. Jahrhunderts (www.mapire.eu /5.3.2015) ist die im Westen
gelegene, noch heute vorhandene Rundbastion gut zu erkennen. Von der ursprüngli-
chen Verbauung des Areals in Form einer quadratischen Kernburg ist heute aufrecht
stehend nur mehr der entlang des Seeufers gelegene Trakt erhalten (Abb. 92).
Datierung : Eine exakte Datierung dieser fünf Grundrisse ist nicht zu eruieren, doch
dürften sie am ehesten aus der Zeit um 1570 (oder nach 1573 ?) stammen.
Verfasser : Eine Zuweisung an Nicolò Angielini ist nicht möglich, doch ist nach dem
Überlieferungskontext von einem Zusammenhang mit dem kartografischen Schaffen
der Familie Angielini auszugehen.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499