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Einleitung28
Aloys Wach, 1892 als Alois Wachlmeier in Lambach (Oberösterreich) geboren,
konnte in Bezug auf überregionale künstlerische Bekanntheit weder zu Lebzeiten
noch posthum an die bereits genannten Künstlerkollegen heranreichen. 15 Jahre
nach Kubin und sechs Jahre nach Kokoschka geboren, teilte er ähnliche biographi-
sche Erfahrungen und Zäsuren, wie das Aufwachsen in der k. u. k. Monarchie, das
Erleben des Ersten Weltkriegs, der Gründung der Republik und des „Ständestaats“
und des Beginns der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs. Sein früher Tod im Jahr
1940 verhinderte die Kontinuität in Bezug auf die Zweite Republik. Wach war das
zweite von insgesamt zehn Kindern eines Gastwirtsehepaares im ländlichen Umfeld
der oberösterreichischen Gemeinde Lambach, er besuchte dort die Schule, war ei-
nige Jahre Sängerknabe und Internatsschüler im Benediktinerstift Lambach. Nach
dem Tod seines Vaters absolvierte er auf Wunsch der Familie eine Kaufmannslehre.
1910 wollte er als Freiwilliger zur k.
u.
k. Marine nach Pula gehen, blieb allerdings in
Triest, bis er mittellos geworden wieder zurückkam und in Wien eine künstlerische
Ausbildung begann. An der Akademie nicht aufgenommen, arbeitete er als Gehilfe
in einer Künstlerwerkstatt, besuchte verschiedene Malschulen und wechselte 1911
nach München und 1912 nach Berlin. 1913 ging Wach nach Paris. Unter schwie-
rigen ökonomischen Bedingungen, anfangs sogar in der Obdachlosigkeit, tauchte
er in die Künstlerszene von Paris ein, experimentierte mit Drogen und lernte seine
spätere Ehefrau Käthe Kaeser kennen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs been-
dete die Pariser Zeit, der Künstler ging zurück nach München, hatte Ausstellungen
in verschiedenen deutschen Städten. Aus dieser Zeit datiert die obige Fotografie
(Abb.
4), die einer Serie von privaten Fotografien im Freundeskreis entstammt. 1917
Abb. 4: Aloys Wach,
um 1917
Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
Zeitwesen
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
- Titel
- Zeitwesen
- Untertitel
- Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
- Autor
- Birgit Kirchmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23310-7
- Abmessungen
- 17.3 x 24.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Fragestellung und Ausgangsthesen 11
- Theoretische Bezugsrahmen 14
- Quellen 17
- „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
- 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
- 2 KünstlerInnen über sich 79
- 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
- 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
- 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
- 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
- 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
- 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
- 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
- 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
- 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
- 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
- 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
- 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
- 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
- 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
- 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
- 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
- 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
- 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
- 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
- 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
- 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
- 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
- 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
- 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
- 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
- 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
- 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
- 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
- 4.4 Nationalsozialismus 382
- 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
- 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
- 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
- 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
- 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
- Dank 426
- Abkürzungsverzeichnis 428
- Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
- Quellen- und Literaturverzeichnis 431
- Archive und Sammlungen 431
- Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
- Literatur und gedruckte Quellen 432
- Personenregister 463