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29Einleitung
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wurde Wach zum Kriegsdienst in der k. u. k. Armee eingezogen. Nach Ende des
Ersten Weltkriegs geriet er in die politischen Wirren der Münchner Revolutions-
phase, seine expressionistischen Holzschnitte wurden zu Symbolen der Münchner
Räterepublik. Nach deren Niederschlagung musste er fliehen und siedelte sich im
oberösterreichischen Innviertel an, wo er bis zu seinem Tod lebte. Von seiner expres-
sionistischen Frühzeit distanzierte er sich und beschäftigte sich in Leben und Werk
immer stärker mit spirituellen und esoterischen Fragen. Wach starb im Jahr 1940 an
einer Lungentuberkulose.
Erika Giovanna Klien, 1900 in
Borgo Valsugana (Trentino) gebo-
ren, war Tochter eines k. u. k. Be-
diensteten und erlebte aufgrund des-
sen wechselnder Dienstorte in ihrer
Kindheit mehrere Umzüge inner-
halb der österreichisch-ungarischen
Monarchie. Noch vor dem Ersten
Weltkrieg kam die Familie nach Salz-
burg, wo Klien Realgymnasium und
Mädchenlyzeum besuchte. Nach
Ende des Weltkriegs übersiedelte die
Familie nach Wien-Hütteldorf und
Klien begann 1919 ihre Ausbildung
an der Wiener Kunstgewerbeschule.
Ihr dortiger Lehrer Franz Čižek
prägte ihren künstlerischen Weg
und weiteren Lebensverlauf. Als
Vertreterin des von Čižek begrün-
deten „Wiener Kinetismus“ erfuhr
Klien internationale Anerkennung,
1926 wurden Werke Kliens in New
York ausgestellt. 1926–1928 arbei-
tete sie als Kunstlehrerin an der Elizabeth-Duncan-Schule in Salzburg-Kleßheim.
Aus dieser Zeit stammt möglicherweise das obige Foto (Abb. 5), das dem Nachlass
zufolge mit 1928 datiert ist.22 Im November 1928 wurde ihr Sohn Walter geboren.
22 Ich halte es für möglich, dass das Foto erst 1930 in New York entstanden ist. In einem Brief an ihre
Mutter beschreibt Klien eine Selbstaufnahme, die sie von sich angefertigt habe, es könnte sich bei
Abb. 5: Erika Giovanna Klien, 1928 (?)
Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
Zeitwesen
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
- Titel
- Zeitwesen
- Untertitel
- Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
- Autor
- Birgit Kirchmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23310-7
- Abmessungen
- 17.3 x 24.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Fragestellung und Ausgangsthesen 11
- Theoretische Bezugsrahmen 14
- Quellen 17
- „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
- 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
- 2 KünstlerInnen über sich 79
- 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
- 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
- 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
- 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
- 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
- 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
- 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
- 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
- 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
- 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
- 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
- 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
- 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
- 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
- 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
- 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
- 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
- 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
- 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
- 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
- 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
- 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
- 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
- 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
- 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
- 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
- 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
- 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
- 4.4 Nationalsozialismus 382
- 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
- 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
- 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
- 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
- 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
- Dank 426
- Abkürzungsverzeichnis 428
- Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
- Quellen- und Literaturverzeichnis 431
- Archive und Sammlungen 431
- Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
- Literatur und gedruckte Quellen 432
- Personenregister 463