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Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
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| 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung48 nisse merkwürdiger Männer“46 erweisen sollten, musste die schriftliche Darstellung weiblicher Lebensläufe die Ausnahme bleiben. Anne-Kathrin Reulecke verwies in ihrem programmatischen Beitrag zum Verhältnis von Geschlecht und Biographie darauf, dass noch im Jahr 1993 von 367 Bänden der Rowohlt-Biographie-Reihe „bildmonographien“ nur 24 das Leben von Frauen zum Inhalt hatten.47 Das sind 6,5 Prozent, und ein kurzer Blick auf die gegenwärtige Situation zeigt, dass sich in den letzten beiden Jahrzehnten wenig an diesem Verhältnis geändert hat.48 Die nahelie- gendste Erklärung für diesen Sachverhalt, dass ein solches prozentuelles Verhältnis eine historische Realität widerspiegele (die des ebenso unterrepräsentierten Anteils von Frauen in den Sphären öffentlichen Lebens), bezweifelt Reulecke und führt vielmehr die These an, das Genre Biographie selbst würde zu diesem Missverhältnis führen: „Der Ausschluss von Frauen als Gegenstand von Biographien und die mar- ginale Bedeutung, die Frauen in den Biographien über Männer eingeräumt wird, sind weniger Ausdruck einer außertextuellen historischen Realität; vielmehr kann die Biographie – so meine These – als bedeutendes Medium dieses Ausschlusses gesehen werden.“49 Diesem Ansatz kann nur bedingt zugestimmt werden, denn in dieser Bedeu- tungsgewichtung hieße dies, die „außertextuelle historische Realität“ in Bezug auf Geschlechterungleichheiten zu marginalisieren. Sehr wohl aber muss das Genre der Biographie als zentrales Medium zur Fortschreibung von bestehenden Geschlech- terdiskriminierungen analysiert werden. Es ist hinlänglich beschrieben, dass die Grundnarrative von Auto/Biographien am Idealtypus eines männlichen Lebenslaufs orientiert sind. Helmut Scheuer beschrieb die idealtypischen Stationen der geistes- geschichtlichen Biographie des 19.  Jahrhunderts so: In chronologischer Abfolge in: Bernhard Fetz (Hg.), Die Biographie. Zur Grundlegung ihrer Theorie, Berlin, New York 2009, 157–167, 157. 46 Misch, Geschichte der Autobiographie, 3. 47 Anne-Kathrin Reulecke, „Die Nase der Lady Hester“. Überlegungen zum Verhältnis von Biogra- phie und Geschlechterdifferenz (1993), in: Fetz/Hemecker (Hg.), Theorie der Biographie, 319. Vgl. dazu auch, dass im Standardwerk zur deutschsprachigen Biographie von Helmut Scheuer Biogra- phien von etwa 90 Protagonisten angeführt sind, darunter sechs Frauen. Marian/Ní Dhúill, Biogra- phie und Geschlecht, in: Fetz (Hg.), Biographie, 157. 48 Eine Stichprobe in Bezug auf die Neuerscheinungen der Reihe aus den Jahren 2010–2015 ergab, dass sich von 24 in diesen Jahren erschienenen Titel vier auf Frauen bezogen (Ingeborg Bachmann, Anne Frank, Luise von Preußen und Mutter Theresa), 20 auf Männer und zwei auf Gruppen. Der Frauenanteil lag damit bei etwa 15 Prozent. 2017 wurde die Reihe bei Rowohlt eingestellt. Derzeit sind noch 264 Titel lieferbar, 33 davon sind Biographien von Frauen, das sind 12,5 Prozent. Vgl. https://www.rowohlt.de/Buecher/sachbuch/monographien (2.9.2019). 49 Reulecke, „Die Nase der Lady Hester“, 320. Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
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Zeitwesen Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Titel
Zeitwesen
Untertitel
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Autor
Birgit Kirchmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23310-7
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
468
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. Fragestellung und Ausgangsthesen 11
  3. Theoretische Bezugsrahmen 14
  4. Quellen 17
  5. „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
  6. 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
    1. 1.1 Auto/Biographieforschung 33
      1. 1.1.1 Lebenslauf, Biographie, Autobiographie oder Auto/Biographie? 34
      2. 1.1.2 Auto/Biographie und Geschichtswissenschaft 39
      3. 1.1.3 Auto/Biographie und Geschlecht 47
    2. 1.2 Künstlerauto/biographie 51
      1. 1.2.1 Von Vasaris Viten bis „Inventing Leonardo“: Zur Geschichte der Künstlerbiographik 51
      2. 1.2.2 „Biographische Formeln“: Die „Legende vom Künstler“ 54
      3. 1.2.3 Geniekonzept und Autobiographical Life 59
    3. 1.3 Auto/Biographische Quellen 63
      1. 1.3.1 Autobiographie 65
      2. 1.3.2 Brief 66
      3. 1.3.3 Tagebuch 72
  7. 2 KünstlerInnen über sich 79
    1. 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
      1. 2.1.1 Der Künstler, sein Archivar und sein Nachlass 80
      2. 2.1.2 Die Autobiographie „Aus meinem Leben“ (1911–1952) 83
    2. 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
      1. 2.2.1 Der Künstler als Erzähler 105
      2. 2.2.2 Die Autobiographie „Mein Leben“ (1971) 109
    3. 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
      1. 2.3.1 Autobiographisches in Tagebüchern und Briefen 136
      2. 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) 138
    4. 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
      1. 2.4.1 Erklärungen zu einem Negativbefund 150
      2. 2.4.2 Die „Klessheimer Sendboten“ (1927) 154
    5. 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
      1. 2.5.1 Versuch einer Verweigerung 164
      2. 2.5.2 Der „Lebensbericht“ (1968) 166
    6. 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
  8. 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
    1. 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
      1. 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
      2. 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
      3. 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
      4. 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
    2. 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
      1. 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
      2. 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
      3. 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
      4. 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
    3. 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
      1. 3.3.1 Alfred Kubin: Von der Ariosophie zum Buddhismus 277
      2. 3.3.2 Aloys Wach, die Kabbala und Jesus Christus als „Okkultist“ . . . . . . . 284 Exkurs: Die „Affäre Schappeller“ 291
    4. 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
  9. 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
    1. 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
    2. 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
      1. 4.2.1 Kubin, der Krieg und das Ende der „alten Ruhe“ 321
      2. 4.2.2 „Ich bin so froh, dass ich noch lebe“: Oskar Kokoschka und der Erste Weltkrieg 328
    3. 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
      1. 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
      2. 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
      3. 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
      4. 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
    4. 4.4 Nationalsozialismus 382
      1. 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
      2. 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
      3. 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
      4. 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
    5. 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
  10. Dank 426
  11. Abkürzungsverzeichnis 428
  12. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis 431
  14. Archive und Sammlungen 431
  15. Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
  16. Literatur und gedruckte Quellen 432
  17. Personenregister 463
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