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Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
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1.3 Auto/Biographische Quellen | 71 Bilger noch Klien oder Wach haben zeitlebens Vorkehrungen für ein geordnetes Hinterlassen ihrer Korrespondenzen getroffen.111 Ebenfalls als Indikator für ein autobiographical life (Pletsch) oder Rücksicht- nahme auf posthumous reputation (Dobson) müssen wir jenen Aspekt betrachten, der den Brief aus seiner vermeintlich privaten Ecke hervorholt – dass nämlich nicht wenige Korrespondenzen bereits mit Blick auf etwaige spätere Veröffentlichungen geschrieben wurden. August Strindberg, im inner circle des männlichen Geniekults des 19. und frühen 20.  Jahrhunderts, ergänzte einen Brief an Artur Gerber im Jahr 1903 mit dem Postskriptum „Drucken Sie meine Briefe nicht vor meinem Tode“,112 was über mehrerlei Auskunft gibt: Erstens lässt sich daraus schließen, dass Strind- berg nicht bezweifelte, es könne ein Interesse an einer Veröffentlichung seiner Briefe geben, und zweitens lässt sich von dieser Formulierung der Rückschluss ziehen, dass das Wissen über eine künftige denkbare Veröffentlichung den Inhalt der Briefe zu- mindest mitbeeinflusst hat. Auch bei Alfred Kubins Korrespondenz lässt sich davon ausgehen, dass für die Nachwelt mitgeschrieben wurde. Manche Briefe hat er bereits zeitlebens dem Ar- chivar Kurt Otte übergeben. Über Kubins eigene Auffassung vom Wert seiner Briefe erfahren wir aus einer Mitteilung an seinen Freund Herzmanovsky im Jahr 1915. Darüber verärgert, dem Freund etwas erläutern zu müssen, was er diesem nach ei- gener Erinnerung schon mehrmals mitgeteilt hatte, schrieb Kubin: „Lasse michs also nicht noch ein IV. x schreiben (warum siehst Du nicht einfach in mei- nen früheren Briefen nach? hast Du die nicht gut aufgehoben? das wäre sehr schade. – Selbst materiell wäre es schade da wie ich aus dem verkauften Nachlaß eines verstorbe- nen Bekannten ersah - Briefe von mir am Autographenmarkt schon mit 20 Mk gehandelt werden).“113 111 Der Nachlass und dessen Gestaltung rückten in den letzten Jahren immer stärker in den For- schungsfokus geschichtswissenschaftlicher und biographietheoretischer Arbeiten. Vgl. u.a.: Wil- helm Füßl, Übrig bleibt, was übrig bleiben soll. Zur Konstruktion von Biografien durch Nachlässe, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte (2014), 240–262; Gehmacher, Johanna, Leben schreiben. Stichworte zur biografischen Thematisierung als historiografisches Format, in: Lucile Dreidemy (Hg.), Bananen, Cola, Zeitgeschichte: Oliver Rathkolb und das lange 20.  Jahrhundert, Wien, Köln, Weimar 2015, 1013–1026, bes. 1015  ff; 9. Workshop des Netzwerks Biographieforschung an der Universität Wien am 22.4.2016: Der Nachlass“ – Ergebnis von Strategien, Konventionen, Routinen und Zufällen?, https://biographieforschung.univie.ac.at (2.9.2019). 112 August Strindberg an Artur Gerber, Stockholm 8.12.1903, zit. nach Manker (Hg.), Weiningers Nacht, 131. 113 AK an Herzmanovsky-Orlando, Wernstein 16.12.1915, zit. nach Herzmanovsky-Orlando, Brief- wechsel, 133  f. Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
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Zeitwesen Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Titel
Zeitwesen
Untertitel
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Autor
Birgit Kirchmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23310-7
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
468
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. Fragestellung und Ausgangsthesen 11
  3. Theoretische Bezugsrahmen 14
  4. Quellen 17
  5. „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
  6. 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
    1. 1.1 Auto/Biographieforschung 33
      1. 1.1.1 Lebenslauf, Biographie, Autobiographie oder Auto/Biographie? 34
      2. 1.1.2 Auto/Biographie und Geschichtswissenschaft 39
      3. 1.1.3 Auto/Biographie und Geschlecht 47
    2. 1.2 Künstlerauto/biographie 51
      1. 1.2.1 Von Vasaris Viten bis „Inventing Leonardo“: Zur Geschichte der Künstlerbiographik 51
      2. 1.2.2 „Biographische Formeln“: Die „Legende vom Künstler“ 54
      3. 1.2.3 Geniekonzept und Autobiographical Life 59
    3. 1.3 Auto/Biographische Quellen 63
      1. 1.3.1 Autobiographie 65
      2. 1.3.2 Brief 66
      3. 1.3.3 Tagebuch 72
  7. 2 KünstlerInnen über sich 79
    1. 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
      1. 2.1.1 Der Künstler, sein Archivar und sein Nachlass 80
      2. 2.1.2 Die Autobiographie „Aus meinem Leben“ (1911–1952) 83
    2. 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
      1. 2.2.1 Der Künstler als Erzähler 105
      2. 2.2.2 Die Autobiographie „Mein Leben“ (1971) 109
    3. 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
      1. 2.3.1 Autobiographisches in Tagebüchern und Briefen 136
      2. 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) 138
    4. 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
      1. 2.4.1 Erklärungen zu einem Negativbefund 150
      2. 2.4.2 Die „Klessheimer Sendboten“ (1927) 154
    5. 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
      1. 2.5.1 Versuch einer Verweigerung 164
      2. 2.5.2 Der „Lebensbericht“ (1968) 166
    6. 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
  8. 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
    1. 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
      1. 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
      2. 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
      3. 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
      4. 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
    2. 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
      1. 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
      2. 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
      3. 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
      4. 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
    3. 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
      1. 3.3.1 Alfred Kubin: Von der Ariosophie zum Buddhismus 277
      2. 3.3.2 Aloys Wach, die Kabbala und Jesus Christus als „Okkultist“ . . . . . . . 284 Exkurs: Die „Affäre Schappeller“ 291
    4. 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
  9. 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
    1. 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
    2. 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
      1. 4.2.1 Kubin, der Krieg und das Ende der „alten Ruhe“ 321
      2. 4.2.2 „Ich bin so froh, dass ich noch lebe“: Oskar Kokoschka und der Erste Weltkrieg 328
    3. 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
      1. 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
      2. 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
      3. 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
      4. 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
    4. 4.4 Nationalsozialismus 382
      1. 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
      2. 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
      3. 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
      4. 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
    5. 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
  10. Dank 426
  11. Abkürzungsverzeichnis 428
  12. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis 431
  14. Archive und Sammlungen 431
  15. Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
  16. Literatur und gedruckte Quellen 432
  17. Personenregister 463
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