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Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
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| 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus416 jedenfalls Mitglied geworden sein, anders wären ihre ab 1942 belegten Ausstellun- gen und Ausstellungsbeteiligungen nicht möglich gewesen. Schwierigkeiten ergaben sich für Bilger auch im Jahr 1943, als ihr eine Dienst- verpflichtung drohte, die sie offenbar nur über Intervention des Landesleiters der Reichskunstkammer abwenden konnte. Vermutlich ging es um die verschärften Ver- ordnungen zum Arbeitseinsatz im Zuge der totalen Mobilmachung im Jänner/Feb- ruar 1943 und die damit verbundene Meldepflicht.319 An ihren Vater schrieb Bilger am 1.  Februar 1943: „Mein lieber Vater, Hab keine Sorge um mich, ich sprach mit allen, auf keinen Fall will ich mich drücken, aber ich habe es gewiss richtig u. gut dargelegt was mir wichtig ist u. für welche Sache, wo nur ich allein eben einstehen kann. Mit Frau Landwehr320 sprach ich durch Zufall, nie würde ich dort etwas bitten. Wenn es sein muss, werde ich hier Briefträ- ger. Onkel Toni sagt dass ‚Dachauer‘321 der Oberste nun von der Kammer ist. – Ärztliche Zeugnisse werden sich 1000 aneignen, das werde ich nie versuchen, wichtig ist dass man den Eindruck eines Drückens nicht macht.“322 Wenige Tage später teilte sie ihrem Vater mit, dass sie Kubin um seine Fürsprache bei „Mandelsloh von dem Verein der Oberdonauer“323 gebeten habe, da sie zumin- dest bis Sommer Zeit für die Umsetzung ihrer gerade im Entstehen begriffenen Ar- beiten brauche. Und bemerkenswert offen, was ihre Einschätzung des Kriegsverlaufs betrifft, schrieb sie ihrem Vater wiederum wenige Tage später, am 7.  Februar 1943: 319 Vgl. RGBl. I, 1943, 65: Verordnung vom 27.1.1943 über die Meldung von Männern und Frauen für Aufgaben der Reichsverteidigung, RGBl. I, 1943, 75: Verordnung zur Freimachung von Arbeits- kräften für kriegswichtigen Einsatz. 320 Gemeint ist vermutlich die Ehefrau von Karl Landwehr, NSDAP-Kreisleiter des Bezirks Schärding und wohnhaft in Taufkirchen/Pram. Vgl. Eintrag Landwehr in der biographischen Datenbank des Oberösterreichischen Landesarchivs, unter https://e-gov.ooe.gv.at/bgdfiles/p6562/Landwehr_ Karl_KreisleiterSchaerdingRied.pdf (2.9.2019). Vgl. auch Marktgemeinde Taufkirchen an der Pram (Hg.), Taufkirchen an der Pram, Ried 2010, 163  ff. 321 Wilhelm Dachauer (1881–1951), österr. Maler, Mitglied der Innviertler Künstlergilde. 322 Bilger-Archiv, MB an Ferdinand Bilger [Vater], 1.2.1943. 323 Mit dem „Verein der Oberdonauer“ meinte Bilger entweder die lokale Abteilung der Reichskultur- kammer, also die Reichskammer für bildende Künste in Oberdonau, deren Landesleiter Ernst August (von) Mandelsloh war, oder vielleicht die einzige in Oberösterreich nach dem „Anschluss“ zugelas- sene, gleichgeschaltete Künstlervereinigung, den „Künstlerbund Oberdonau“. Dessen Vorsitzender war der Maler Hans Pollack. Vgl. dazu Slapnicka, Wenig Extreme in einer Zeit voller Extreme. Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
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Zeitwesen Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Titel
Zeitwesen
Untertitel
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Autor
Birgit Kirchmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23310-7
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
468
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. Fragestellung und Ausgangsthesen 11
  3. Theoretische Bezugsrahmen 14
  4. Quellen 17
  5. „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
  6. 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
    1. 1.1 Auto/Biographieforschung 33
      1. 1.1.1 Lebenslauf, Biographie, Autobiographie oder Auto/Biographie? 34
      2. 1.1.2 Auto/Biographie und Geschichtswissenschaft 39
      3. 1.1.3 Auto/Biographie und Geschlecht 47
    2. 1.2 Künstlerauto/biographie 51
      1. 1.2.1 Von Vasaris Viten bis „Inventing Leonardo“: Zur Geschichte der Künstlerbiographik 51
      2. 1.2.2 „Biographische Formeln“: Die „Legende vom Künstler“ 54
      3. 1.2.3 Geniekonzept und Autobiographical Life 59
    3. 1.3 Auto/Biographische Quellen 63
      1. 1.3.1 Autobiographie 65
      2. 1.3.2 Brief 66
      3. 1.3.3 Tagebuch 72
  7. 2 KünstlerInnen über sich 79
    1. 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
      1. 2.1.1 Der Künstler, sein Archivar und sein Nachlass 80
      2. 2.1.2 Die Autobiographie „Aus meinem Leben“ (1911–1952) 83
    2. 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
      1. 2.2.1 Der Künstler als Erzähler 105
      2. 2.2.2 Die Autobiographie „Mein Leben“ (1971) 109
    3. 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
      1. 2.3.1 Autobiographisches in Tagebüchern und Briefen 136
      2. 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) 138
    4. 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
      1. 2.4.1 Erklärungen zu einem Negativbefund 150
      2. 2.4.2 Die „Klessheimer Sendboten“ (1927) 154
    5. 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
      1. 2.5.1 Versuch einer Verweigerung 164
      2. 2.5.2 Der „Lebensbericht“ (1968) 166
    6. 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
  8. 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
    1. 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
      1. 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
      2. 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
      3. 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
      4. 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
    2. 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
      1. 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
      2. 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
      3. 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
      4. 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
    3. 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
      1. 3.3.1 Alfred Kubin: Von der Ariosophie zum Buddhismus 277
      2. 3.3.2 Aloys Wach, die Kabbala und Jesus Christus als „Okkultist“ . . . . . . . 284 Exkurs: Die „Affäre Schappeller“ 291
    4. 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
  9. 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
    1. 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
    2. 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
      1. 4.2.1 Kubin, der Krieg und das Ende der „alten Ruhe“ 321
      2. 4.2.2 „Ich bin so froh, dass ich noch lebe“: Oskar Kokoschka und der Erste Weltkrieg 328
    3. 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
      1. 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
      2. 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
      3. 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
      4. 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
    4. 4.4 Nationalsozialismus 382
      1. 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
      2. 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
      3. 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
      4. 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
    5. 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
  10. Dank 426
  11. Abkürzungsverzeichnis 428
  12. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis 431
  14. Archive und Sammlungen 431
  15. Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
  16. Literatur und gedruckte Quellen 432
  17. Personenregister 463
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